Schachclub „Fallender König“ Babenhausen: Jutta Ries zählt zu den erfolgreichsten Schachfrauen Deutschlands

Jutta Ries, internationale deutsche Meisterin und Hessenmeisterin im Schnellschach, beim Training mit Bruder Uwe Mohr im Babenhäuser Schachclub „Fallender König“.

Auf dem Schachbrett ist die Dame die stärkste Figur. Vor dem Schachbrett sieht es meist anders aus. Weibliche Schachspieler sind selten: Das königliche Spiel wird überwiegend von Männern gespielt, nur sieben Prozent sind Frauen. Zu ihnen zählt Jutta Ries (35), die im Babenhäuser Schachclub „Fallender König“ ihre ersten Züge auf dem Schachbrett machte. Als Achtjährige spielte sie die ersten Partien gegen ihren Bruder Thomas Mohr, der auch ihr erster Trainer war. Seither ist sie Mitglied im Verein, repräsentiert den Club bei Meisterschaften und Wettbewerben, spielt in der ersten Mannschaft des Vereins, die es bis in die Starkenburgliga geschafft hat.

Heute gehört Jutta Ries zu den erfolgreichsten Schachfrauen Deutschlands, hat in mehreren Einzelmeisterschaften und Wettbewerben in diesem Sommer eine Reihe von Titeln geholt. Im August wurde sie internationale deutsche Meisterin, im September gewann Jutta Ries zum dritten Mal die Landesmeisterschaft im Schnellschach. Keine Frage: Für den Babenhäuser Schachclub ist sie das Aushängeschild. Für diesen Status muss der Verein mitunter aber auf seine erfolgreichste Spielerin verzichten, wie zuletzt bei der Stadtmeisterschaft. „Am Altstadtfestwochenende hatten wir zu unserer zweiten Stadtmeisterschaft eingeladen, gleichzeitig die Bezirksmeisterschaft ausgetragen“, erzählt Uwe Mohr, der dem Schachclub seit seiner Gründung 1994 vorsteht.
Da am gleichen Wochenende die Schnellschach-Hessenmeisterschaft anstand, musste der Verein ohne Jutta Ries auskommen. Ein Turnier des eigenen Vereins auf der einen, eine Landesmeisterschaft auf der anderen Seite – da falle die Wahl nicht eben leicht, sagt sie. „Außerdem gehört Schnellschach nicht zu meinen bevorzugten Wettkampfvarianten.“ Doch motiviert vom Erfolg bei der Internationalen deutschen Meisterschaft kurz zuvor gelangen ihr der Sieg bei der hessischen und der vierte Platz bei der deutschen Schnellschachmeisterschaft.
„Blitzschach spiele ich besonders gern“, sagt sie. Die Schachvariante heißt so, weil sie blitzschnell gespielt wird - jedem Spieler stehen für eine Partie nur fünf Minuten zur Verfügung. Acht Jahre lang hielt Jutta Ries den Titel „Hessenmeisterin im Blitzschach“; in diesem Jahr musste sie den Titel erstmals abgeben.
Seit einigen Jahren lebt die studierte Mathematikerin mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern in Dieburg, arbeitet als Anwendungsentwicklerin. „Zu den regulären Trainingszeiten des Vereins schaffe ich es in letzter Zeit eher selten. Die Wohnzimmercouch hat Freitagabends eine starke Anziehungskraft bekommen“, sagt sie lachend. Trainiert wird trotzdem, wobei Jutta Ries den klassischen Trainingsbüchern klar den Vorzug gibt. „Am Computer trainiere ich ungern, denn der Unterschied zwischen Bildschirm und echtem Schachbrett ist einfach zu groß.“
Eine Ausnahme war die Internationale deutsche Meisterschaft, die in Bayrisch-Eisenstein über neun Tage ausgetragen wurde. „Den Wettbewerb haben wir mit einem Familienurlaub verbunden. Während ich Schach gespielt habe, hat sich mein Mann um die Kinder gekümmert.“ Überhaupt: Die Kinder. „Da spürt man einen deutlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen“, sagt Jutta Ries. Auch wenn sie selbst keine Mütter seien, ließen sich Frauen im Wettkampf nicht aus der Ruhe bringen, wenn Kinder im Saal sind. „Männer fühlen sich viel schneller gestört.“
Bruder Uwe Mohr bestätigt: „Beim Schach wird der Zickenkrieg nicht von den Frauen geführt.“ Auch ließen sich Männer häufiger auf ein Remis – also ein Unentschieden – ein. Schachspielerinnen sei es dagegen wichtiger, eine Siegerin zu ermitteln. Mit Ries´ Neffe Justus (13) wächst nun die zweite Schachgeneration der Familie heran. Ihr ältester Sohn – er ist fünf Jahre alt – zeigt ebenfalls Ambitionen, war schon beim Training im Verein.
Der Schachclub bietet zudem zwei Kurse in der Babenhäuser Grundschule an. „Alle hochrangigen Schachspieler haben sehr früh begonnen, das Spiel zu lernen“, sagt Uwe Mohr. Aber auch wer nicht hoch hinaus wolle, profitiere vom Schach. „Es schult bei Kindern wie Erwachsenen die Konzentration, das strategische und vorausschauende Denken.“   mel
Wann und wo: Der Schachclub „Fallender König“ trainiert dienstags von 16 bis 18 Uhr, freitags ab 19 Uhr in der Eduard-Flanagan-Schule, Bürgermeister-Willand-Straße 3 in Babenhausen. Zudem lädt der Schachclub mehrmals im Jahr zum Spieleabend mit verschiedenen Brettspielen – außer Schach. Mehr Infos unter www.fallender-koenig.de.   mel

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