Brandschutz: Wie geht es weiter mit der Friedel-Wiesinger-Halle?

Am 12. August 1972 wurde die Mehrzweckhalle in Sickenhofen feierlich eröffnet und der Bevölkerung der damals noch eigenständigen Gemeinde übergeben. Unter Mitwirkung der Vereinsgemeinschaft Sickenhofen veranlasste Friedel Wiesinger, der als letzter Bürgermeister Sickenhofens von 1965 bis 1977 die Amtsgeschäfte führte, den Bau der Halle. Im Januar 2011 wurde die Halle zu Ehren des Bürgermeisters nach ihm benannt.

Nun aber ist die Halle in die Jahre gekommen, bauliche Mängel machen sich bemerkbar ebenso wie architektonische Merkmale, die in den siebziger Jahren durchaus üblich waren, den heutigen Standards, vor allem im Bereich des Brandschutzes, aber nicht mehr entsprechen. So haben die Decke und Teile des Innenraums der Friedel-Wiesinger-Halle eine Holzverkleidung, die im Brandfall dem Feuer Nahrung geben würde und das Gebäude zu einer gefährlichen Falle werden ließe.
Ein Gutachten, das die Stadt bereits 2008 erstellen ließ, bemängelte nicht nur die Brandlasten, sondern auch die fehlende Brandmeldeanlage mit Anschluss an die Meldezentrale sowie die nicht ausreichenden Fluchtwege. Dies teilt Babenhausens Bürgermeister Achim Knoke auf Anfrage mit. Um den Brandschutzmängeln zumindest kurzfristig zu begegnen und beliebte Großveranstaltungen nicht absagen zu müssen, stellt die Stadt nun vorläufig eine Brandwache.
Nur durch die Anwesenheit mehrerer Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr konnte die Fastnachtssitzung des Sickenhöfer Karnevalvereins (SKV) mit gut 250 Gästen stattfinden. Sickenhofens Ortsvorsteher Friedel Sahm (CDU) weist im Gespräch mit unserer Zeitung darauf hin, dass neben dem SKV weitere Ortsvereine die Halle regelmäßig nutzen.
„Die Vereine hatten vor 45 Jahren einen maßgeblichen Anteil am Bau der Halle. Das Gebäude ist nicht nur ein Proben- und Übungsraum für die Tanzgruppen des SKV, die Sportler des Turnvereins und die Tischtennisspieler – sie ist gewissermaßen die gute Stube für alle Sickenhöfer Bürger“, sagt Sahm. Als Ortsvorsteher ist ihm der Erhalt der stark sanierungsbedürftigen Halle ein besonderes Anliegen. Als Vorsitzender des Stadtparlaments hat er verstärkt die Kosten im Blick.
„Die städtischen Liegenschaften gehörten dem Eigenbetrieb Immobilien der Stadt“, erklärt Friedel Sahm. „Dieser hatte in seinem Wirtschaftsplan zwei Millionen Euro für die Sanierung der Halle eingestellt. Seit der Eigenbetrieb in den Kernhaushalt der Stadt überführt wurde, fehlen dort die Mittel im Investitionsplan.“ Warum die Mittel gestrichen wurden, sei nicht recht nachvollziehbar. Ebenso wenig wie der Antrag der Freien Wähler, die Friedel-Wiesinger-Halle so lange zu schließen, bis ein Lösungskonzept erstellt und mit Expertenhilfe die Zukunft der Halle geklärt worden sei.
Auch das Gespenst mit Namen „Abriss“ geistere durch den Ort. „Die Halle abzureißen oder bis auf Weiteres zu schließen, käme für die Sickenhöfer „einer Katastrophe gleich“, so der Ortsvorsteher. „Aus Sicht des Ortsbeirats sollte eine Teilsanierung, die die Brandschutzproblematik behebt, drin sein.“
Bürgermeister Knoke bestätigt zwar, dass die im Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs eingestellten Mittel im aktuellen Etatentwurf der Stadt nicht mehr vorhanden seien. Jedoch: „Mit dem Übergang des Eigenbetriebs in den städtischen Haushalt ist nun allein der Magistrat verantwortlich. Aufgrund der finanziellen und personellen Lage der Stadt ist eine zeitnahe Lösung für die Zukunft der Friedel-Wiesinger-Halle nicht in Sicht, sodass die Finanzmittel in der Haushaltsaufstellung nicht direkt veranschlagt wurden sondern als Planungsmittel für das Jahr 2019 eingestellt waren“, teilt Knoke mit. Der Leiter des Eigenbetriebs Immobilien habe die Mittel für die Sanierung über mehrere Jahre eingestellt, um handlungsfähig zu sein. Denn er habe immer wieder auf die notwendigen Maßnahmen hingewiesen. „Ob Betriebskommission, Magistrat oder Stadtverordnete in der Vergangenheit die Maßnahmen immer wieder verschoben haben, entzieht sich meiner Kenntnis.“
Die Zukunft der Friedel-Wiesinger-Halle wird die politischen Gremien der Stadt weiter beschäftigen. „Vorläufig“, sagt Friedel Sahm, „wird unsere gute Stube erst einmal nicht mehr für größere Veranstaltungen vermietet.                          mel

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