Kultur: „Netzwerk Bahnhof Langstadt” feierte Winterfest bei Frühlingstemperaturen

Eisskulpturen schnitzen bei zehn Grad - da war Schnelligkeit gefragt.

Wenn die milden Temperaturen eher zu einem Frühlings- als zu einem Winterfest passen, helfen Kühlboxen. Zwei solcher Boxen, prall gefüllt mit Schalen voller Eis, warten am Sonntagnachmittag auf die jungen Gäste des Winterfests am Langstädter Bahnhof. Dazu dicke Arbeitshandschuhe zum Schutz der kleinen Kinderhände und diverse Werkzeuge, denn beim Eis handelt es sich nicht um die Sorten Vanille oder Schoko, sondern schlicht um gefrorenes Wasser.

Nun können die jungen Künstler ihrer Fantasie freien Lauf lassen, aus den Eisquadern Skulpturen schnitzen. Schnelligkeit ist dabei gefragt, denn schon bilden sich auf den Tischen kleine Wasserpfützen. Lisa (6) greift zu einer Feile und beginnt, einen kleinen Block zu bearbeiten. „Guck mal, das schmilzt ja schon“, ruft sie empört und lässt die Feile noch schneller übers Eis gleiten.
Am Ende hat sie doch eine Figur schnitzen können. Den kleinen, glitzernden Stern stellt sie zu den anderen Kunstwerken auf einen Mauervorsprung am alten Langstädter Bahnhof. Nach einer halben Stunde ist er verschwunden, ebenso wie Lisa, die inzwischen die Modelleisenbahn entdeckt hat.
Aus Expertensicht ist die Instandsetzung der kleinen Bahn im Maßstab 1:160 keine allzu große Herausforderung. Für den Eisenbahner-Nachwuchs jedoch ist sie ein ideales Übungsobjekt. „Das Modell hat uns ein Bürger aus Hergershausen geschenkt“, erzählt Alexander Ruzicka vom Vorstand des Vereins „Netzwerk Bahnhof Langstadt“. Er restaurierte die Bahn mit Unterstützung einiger Langstädter Kinder. Unter ihnen Marc (13).
Eisenbahnen faszinieren den Jugendlichen. So macht es ihm auch nichts aus, am Sonntag mehrere Stunden dafür zu sorgen, dass auf den winzigen Schienen alles reibungslos läuft, die Signale leuchten und mit ihnen die Augen von jungen und erwachsenen Besuchern. Spenden wie die Modellbahn sind für den Verein ein Glücksfall. Ebenso wie die zahlreichen Helfer, ohne die die ausgefallenen Aktionen nicht möglich wären.
An Kuchen und Torten mangelt es nie, auch Live-Musik gibt es immer reichlich. Martin Münch - ebenfalls Vorstandsmitglied - steht mit seiner noch jungen Band „From Paris to L.A.“ erstmals auf der improvisierten Bühne. Bevor er zur Bassgitarre greift, berichtet er, dass der vor einem Jahr gegründete Verein stabile Mitgliederzahlen hat. Etwa 50 Personen setzen sich dafür ein, dass das historische Bahnhofsgebäude wieder mit Leben gefüllt wird. Ein kultureller Treffpunkt für Jung und Alt soll es werden mit Lesungen, Theateraufführungen, Kunstausstellungen.
Der Langstädter Bahnhof bot bereits die außergewöhnliche Kulisse für das Stück „Der Gott des Gemetzels“, Kinder der Markwald-Grundschule konnten technische Entwicklungen von Studenten der Darmstädter Hochschule ausprobieren, Kunst und Musik gab es an jedem Aktionstag. Bei der Mitgliederversammlung am 19. März soll nun die künftige Ausrichtung des Trägervereins festgelegt werden. Denn der Eigentümer hat inzwischen die Vorarbeiten für die geplante Gebäudesanierung geleistet. Nach Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde könnte schon im April mit der Sanierung des Dachs begonnen werden. Danach sind Fenster und Fassade dran.
Ob der Verein - wie ursprünglich geplant - die Räume im Obergeschoss für eine Medienwerkstatt nutzen kann, sei noch nicht abschließend geklärt, so Münch. „Vorher müssen wir die Frage beantworten, ob es Sache des Vereins ist, dafür Fördermittel zu akquirieren und Sponsoren zu gewinnen.“ Auch müsse noch geklärt werden, ob während der Sanierung weitere Aktionen des Vereins stattfinden können.   mel

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