Bahnhofsfest des „Netzwerk Bahnhof Langstadt”: „Es ist schön, dass nun wieder Leben einzieht”

Gäbe es die Redewendung „einen großen Bahnhof machen“ nicht schon, sie hätte am Sonntag in Langstadt erfunden werden können. Zwar wurden am Langstädter Bahnhof, der heute offiziell nur noch ein Haltepunkt ist, keine roten Teppiche ausgerollt. Doch wer das Bahnhofsfest besuchte, konnte sich in eine Zeit zurückversetzt fühlen, in der Bahnhöfe Knotenpunkte des öffentlichen Lebens waren.

Zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt für die Bürger Langstadts und der näheren Umgebung soll das historische Bahnhofsgebäude bald wieder werden. Um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie lebhaft es dort künftig zugehen könnte, luden der Trägerverein „Netzwerk Bahnhof Langstadt“, die Ortsvereine und regionale Künstler zum Bahnhofsfest ein.
Während auf der Open-Air-Bühne am Nachmittag die Bands „Chasing Shadows“ und „Herr Fuchs“ Rock- und Popsongs spielten, kam im alten Bahnhofsgebäude bei einigen Festgästen Nostalgie auf. Die Vorfreude der Zugreisenden auf ihre bevorstehende Bahnfahrt, der Abschiedsschmerz derjenigen, die daheim bleiben mussten, oder das sehnsüchtige Warten auf die Ankunft eines Freundes - Werner Mark hat an seinem ehemaligen Arbeitsplatz die unterschiedlichsten Emotionen miterlebt.
„Ich war viele Jahre Fahrdienstleiter am Langstädter Bahnhof“, erzählt er. Früher habe dort reges Treiben geherrscht, sei das Reisen noch etwas Besonderes und mit allerlei Gefühlen verbunden gewesen. Ihn habe geschmerzt, dass das Gebäude in den letzten Jahren ungenutzt blieb und allmählich verfiel, sagt Mark. „Es ist schön, dass nun wieder Leben einzieht.“ In der einstigen Schalter- und Wartehalle hat Alexander Ruzicka ein maßstabsgetreues Modell des Langstädter Bahnhofs, sowie der Strecke nach Kleestadt aufgebaut. Die Miniaturlandschaft mit dem Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1981 hat er selbst gebaut.
„Damals gab es noch zwei Gleise und ein Nebengleis, sodass nicht nur Personen- sondern auch Güterzüge den Bahnhof passierten“, erklärt er den erwachsenen Besuchern, während die kleinen mit der Modellbahn spielen dürfen. Dass Bahnhöfe nicht nur für den Menschen nützlich sind, zeigt derweil die Nabu-Ortsgruppe. Eine Ausstellung informiert über Fledermäuse und andere Tiere, die in alten Bahnhöfen und entlang der Schienen ihren Lebensraum haben. Das ist ebenso ansehnlich, wie die Brüder Dirk und Frank-Ludwig Diehl, die in Bahnwärteruniform durch das Gebäude führen.
Wann der Bahnhof saniert wird, sei noch unklar, sagt Martin Münch vom Vorstand des Trägervereins. „Das ist abhängig davon, ob und mit welcher Summe das Projekt gefördert wird.“ Auch im unsanierten Zustand soll es im Bahnhof kulturelle Angebote geben. Eine Theateraufführung und eine Ausstellung, bei der die Besucher zwischen den Bahnhöfen Dieburg und Langstadt pendeln müssen, sind geplant.
Der Bahnhof soll zudem ein Ort der Kreativität werden. Am Sonntag bekam die Jugend schon mal einen Vorgeschmack auf künftige Aktionen. Aus Holz, Blättern und Bast entstand Waldkunst, wo sonst Autos fahren, gab es eine Spielstraße, alte Stühle aus einem Langstädter Restaurant machten die Kinder mit Pinsel und Farbe zu Kunstobjekten. Der Kinderchor des Gesangvereins Liederkranz und der Markwaldschule begeisterte seine Zuhörer ebenso wie der Posaunenchor.
Einen „großen Bahnhof“ gab es auch für Vertreter von Stadt, Kreis und dem Regionalmanagement. Erster Stadtrat Kurt Lambert und Kreisbeigeordnete Rosemarie Lück lobten das Engagement des noch jungen Vereins. Bei guten Worten blieb es nicht - beide hatten auch eine kleine „Anschubfinanzierung“ im Gepäck.
Mit seiner ersten Aktion zeigte sich der Verein zufrieden. „Die Langstädter haben toll zusammengearbeitet, die Künstler haben bewiesen, dass auch auf dem Land viel kulturelles Potenzial ist“, so Münch.   mel

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