Hennigs und Peter Bestattungen: Irische Elfenmärchen und mittelalterliche Klänge

In den Räumen von Hennigs und Peter finden in sporadischen Abständen Kleinkunstabende statt, bei denen die Aufmerksamkeit weg von der Hektik des Alltags auf Feinsinnliches gelenkt wird. Ganz ohne „special effects“, nur mit Stimme und Mimik versetzten die Künstler aus Bessenbach ihre Zuhörer auf eine irische Festwiese und ließen Elfen vor ihren Augen tanzen.

Nun ist es eher außergewöhnlich, an einem Freitagabend in ein Beerdigungsinstitut zur Wochenend-Unterhaltung zu gehen. Nicht so in Babenhausen!

Anneliese Peter und Burkhard Hennigs haben seit der Gründung ihres Bestattungsinstituts im Jahr 2009 mit Veranstaltungen unterschiedlichster Art versucht, die Scheu vor ihrem Tätigkeitsfeld zu nehmen. Was in den Anfängen noch sehr nahe am Thema war, entwickelte sich in den letzten Jahren immer mehr zu Kleinkunst. Schon traditionell kann man den letzten Dienstag im November nennen, an dem immer mit einer kleinen musikalisch gestalteten Adventsfeier eine Art Jahresabschluss zelebriert wird. Da werden sowohl besinnliche als auch schon mal derbe Texte verlesen und „Kenner lassen sich das nicht entgehen“, wie Hennigs schmunzelnd erzählt.
Die sporadisch übers Jahr verteilten Kleinkunstveranstaltungen sind grundsätzlich kostenfrei, aber eine Spende für die Künstler ist natürlich gerne gesehen. Vergangenen Freitag waren rund 30 Besucher der Einladung von Hennigs und Peter in die Räume des Beerdigungsinstituts gefolgt.
Das Künstlerpaar „Kilian und Flixa“ aus Bessenbach (alias Dirk Kilian und Silke Marquardt) entführten mit allerlei mittelalterlichen Instrumenten und ihren Stimmen auf die grüne Insel ins Reich der zarten Wesen zwischen den Welten und die Gäste tauchten in die Welt von Elfen und Kobolden ein.
Im ersten Teil stellten die beiden Künstler, die seit fünf Jahren gemeinsame Auftritte bestreiten, die Arbeit der Gebrüder Grimm vor: ein 1824 in London erschienenes Buch über Elfen wurde von den Hanauer Brüdern noch im selben Jahr in deutscher Übersetzung herausgegeben. Lange vor Tolkien, verfassten sie schon damals eine detaillierte wissenschaftliche Abhandlung über Elfen und deren Welt.
Durchsetzt mit wunderbaren Klängen, die sie mittelalterlichen Instrumenten entlockten, erfuhren die Zuhörer viel über das Leben und den Charakter von Elfen. Lieder, die in die romantische Zwischenwelt der grünen Insel entführten, wechselten mit Informationen bezüglich Aussehen und Behausungen der vielgestaltigen Wesen.
Zum Einsatz kamen so außergewöhnliche Instrumente wie die irische Harfe, deren Säule (im Gegensatz zur klassischen Harfe) gekrümmt ist, eine Schlüssel- oder Tasten-Fiedel, eine Schäferpfeife, die griechische Laute und verschiedene Handtrommeln. Bei den zarten und verträumten Liedern erwachten Elfen vor den geistigen Augen der Besucher zum Leben. Diese friedlichen und guten Wesen würden bis zum jüngsten Tag über Seen und Wiesen wandeln, bis sie erlöst würden. Zart und feingliedrig seien sie jedoch auch übermächtige Wesen, um deren Gunst man stets bemüht sein sollte. Als Nahrung dienten Tautropfen oder süße Milch und Brotkrumen von Menschen, die um gute Nachbarschaft baten.
Mit der Geschichte „Das weiße Kalb“ erzählten die Künstler, untermalt mit Instrumenten, wechselnder Stimmlage und vielsagender Mimik die Fabel von einem unerschrockenen Hirten, der sich von den Listen der Elfen nicht in die Flucht jagen ließ. Der „Irische Elfentanz“ lud die Besucher auf eine Festwiese der Elfen ein und zog sie in den Bann. Verzückt lauschten sie der Tasten-Fiedel von Kilian meisterhaft gespielt und der „Kanjira“, einer indischen Rahmentrommel mit einem Schellenpaar, auf der Flixa ihre Finger tanzen ließ.
In bester Barden-Manier und durch die wechselnden Spieltechniken wurde eine zauberhafte Spannung aufgebaut, die die Zuschauer in ihren Bann zog. Melodischer Gesang leitete in die Pause über, in der man sich am Schnittchen-Buffet vom Babenhäuser Brötchen-Service von Harald Wagner laben konnte.
Auch im zweiten Teil, in dem man erst einen kleinen Abstecher nach Schottland machte und ein Abenteuer von Thomas Fitzgerald mit einem Cluricaun miterlebte, wechselten Gesang und Erzählung ab. Stets musikalisch untermalt und mit viel Liebe und Herzblut vorgetragen. Nur wenige Accessoires sind nötig, um ganze Szenen lebendig werden zu lassen.
Nach der letzten Melodie zum Grimmschen Märchen „Fingerhütchen“ herrscht zunächst einen Moment lang andächtige Stille, bevor der wohlverdiente Applaus einsetzt.
Als besonderes Schmankerl setzt das Duo noch eine Eigenkomposition Kilians drauf: nachdem er, schon im Erwachsenenalter, ein Kinderbuch über König Arthur gelesen hatte, schrieb er dieses Lied über „das, was zwischen den Welten sich befindet“.
Ein fantastischer Abend, der so manchen Gast ab jetzt mit anderen Augen durch die Welt gehen lassen dürfte, stets auf der Suche nach Zeichen von Elfen, die man im hektischen Alltag gerne mal übersehen mag.     kb

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