Harpertshausen: Dorfplatz als Begegnungsstätte, Festplatz und Ort der Erholung

Uwe Schimsheimer lässt seine Blicke über die 64 Felder des Schachbretts wandern. Dann ist seine Entscheidung gefallen: Schwarzer Springer auf C6. Es ist der zwölfte von 39 Zügen bis zum Ende der Partie, bei der Schwarz gewinnt. „Wir spielen die berühmte Partie der Schachmeister Ivan Sokolov und Judit Polgár von 2006 nach“, sagt Schimsheimer und fügt mit einem Schmunzeln an. „Für den Fall, dass wir gar nicht weiterkommen, habe ich die Züge auf einen Spickzettel notiert.“ Nicht nur die Schachpartie ist besonders. Auch der Spielort ist es.

Denn Schimsheimer spielt an diesem Abend mit wechselnden Schachpartnern nicht an einem Tisch, sondern mit kniehohen Figuren an einem etwa sieben Quadratmeter großen Outdoor-Schachbrett mitten in Harpertshausen. Um die Spieler herrscht reges Treiben. Hier werden die Speisen für ein großes Büffet aufgetragen, dort Bänke und Tische aufgestellt, an denen nach und nach gut 150 Gäste Platz nehmen. Der Kirchenchor probt für seinen Auftritt, Blumensträuße werden arrangiert, Spielstationen für Kinder vorbereitet. Irgendwo knallt ein Sektkorken.
Der Ort selbst ist ein Grund zum Feiern. Denn nach drei Jahren ist der Dorfplatz zwischen Kirche und alter Schule nun fertig und wurde am Freitagabend erstmals als das genutzt, wofür er von Beginn an vorgesehen war: Als Begegnungsstätte und Festplatz, als Ort der Erholung und der Zusammenkunft.
Ortsvorsteher Kurt Kratz und Martina Seuß erinnerten in ihren Eröffnungsreden an die Anfänge. Auf dem 350 Quadratmeter großen Areal stand vor Jahren ein Hirtenhäuschen, das die Stadt Babenhausen auf Antrag des Ortsbeirats kaufte. Das baufällige Haus wurde abgerissen, das langgestreckte, schmale Grundstück als provisorischer Parkplatz genutzt.
Der Anblick war für alle Harpertshäuser unbefriedigend, sodass Städteplanerin Martina Seuß und Hobbygärtnerin Petra Krämer ein Gestaltungskonzept für die Fläche entwarfen. Ein Bürgerpark sollte entstehen, mit einem Bauerngarten, einer Spielfläche und einer Ruhezone. Die Bereiche sollten über einen Fußweg verbunden werden.
Nun, drei Jahre später, ist die Idee Wirklichkeit geworden. Wildrosen und Ahorn, duftender Lavendel und Salbei empfangen die Parkbesucher am südöstlichen Eingang, Sitzbänke und ein Brunnen, der von einem Blauglockenbaum beschattet wird, am nördlichen Eingang. In der Mitte liegt das Schachbrett unter Dachplatanen. Der Park sei ein Projekt aller Harpertshäuser, betonte Kurt Kratz.  „Nachbarn versorgten die Baustelle mit Strom, die frisch gesetzten Pflanzen mit Wasser. Zwei Hochzeitspaare aus dem Ort stifteten Kletterrosen.“ Das Planungsteam, zu dem auch Gerda Oswald zählt, suchte in vier Steinbrüchen das günstigste Angebot für die Einfriedung, fand im Internet einen preiswerten Brunnen.
40.000 Euro gab die Stadt, erneuerte damit zugleich den Bürgersteig entlang des Parks. Der Fraport-Umweltfonds förderte das Projekt mit 8.000 Euro, die Jagdgenossenschaft mit 4.000 Euro. Auch gab es zahlreiche Gönner im Ort, die kleinere Beträge spendeten, um ihre Ortsmitte verschönern zu lassen.
Teilnehmer des Projekts „Mein Impuls 50+“ der Kreisagentur für Beschäftigung erledigten in 300 Arbeitsstunden einen Großteil der Bauarbeiten und Pflanzungen. Kreis-Sozialdezernentin Rosemarie Lück lobte die gute Zusammenarbeit mit Stadt und Ortsbeirat. Ein Dutzend Langzeitarbeitslose über 50 Jahre hätten in Harpertshausen nicht nur Wertschätzung für ihre Leistung erfahren. Ein Teilnehmer habe durch das Projekt eine Arbeitsstelle bei einem Winzer gefunden.
Einige ehemalige und neue Projekt-Teilnehmer waren auch bei der Eröffnung dabei. Sie hatten in einem zweitägigen Workshop unter Leitung von Nurcan Yapar ein üppiges, abwechslungsreiches Büffet gezaubert. Die Zauber- und Artistikaktionen für Kinder beim Eröffnungsfest wurden ebenfalls von der Kreisagentur organisiert.      mel

 

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