Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. informiert: Kristina Hänel erhält Katharina-Zell-Preis

Luise Böttcher, Vorsitzende des Vorstands im Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. (EFHN); Kristina Hänel, Ärztin und Preisträgerin; Angelika Thonipara, geschäftsführende Pfarrerin EFHN und Pfarrerin Angelika Maschke bei der Verleihung des Katharina-Zell-Preises 2019 am 10. November 2019 in der Evangelischen Kirche Linden-Leihgestern bei Gießen (von links).

„Sie hätten aufgeben können, als das Gericht Sie zu einer Geldstrafe verurteilte“, so Luise Böttcher, Vorsitzende des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V., in ihrer Laudatio anlässlich der diesjährigen Verleihung des Katharina-Zell-Preises an Kristina Hänel. „Dann hätten alle weiter geschwiegen – geschwiegen darüber, dass Abtreibungen nach einer Beratung zwar erlaubt sind, jedoch nicht die Weitergabe von Informationen darüber. Aber Sie haben nicht aufgegeben – Sie haben Mut bewiesen! Sie stehen zu ihrem Vorgehen, zur uneingeschränkten Unterstützung verzweifelter Frauen. Dafür verleihen wir Ihnen heute den Katharina-Zell-Preis.“

In Tradition der mutigen Reformatorin Katharina Zell ehrte der Verband damit zum vierten Mal eine Frau, die konsequent und unerschrocken für Glaubens- und Gewissensfreiheit eintritt, für Integration und ein gutes Leben für alle. Die Preisverleihung fand am 10. November 2019 während des Gottesdienstes in Kristina Hänels Heimatgemeinde Leihgestern bei Gießen statt. Die Ärztin erhielt die Auszeichnung für ihren unnachgiebigen Einsatz für die Abschaffung des Paragrafen 219a StGB. Auch der Verband setzt sich seit Jahren für eine Streichung des Paragrafen ein.
2017 wurde Kristina Hänel verurteilt, weil sie auf der Homepage ihrer Arztpraxis über Schwangerschaftsabbrüche informiert. Grundlage für das Urteil war der Paragraf 219a StGB. Zwar wurde der sogenannte ‚Werbeparagraf‘ mittlerweile geändert und das Urteil gegen Kristina Hänel für nicht rechtskräftig erklärt, doch Ärzt*innen dürfen noch immer keine weiterführenden Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen auf ihrer Homepage veröffentlichen. Sie dürfen lediglich bekannt machen, dass sie Abbrüche vornehmen. Kristina Hänel kämpft weiter und hofft letzten Endes auf eine Entscheidung vor dem Bundesverfassungsgericht: „Es ist absurd, dass Frauen kein Recht auf freie Informationen haben sollen.“ Für ihren konsequenten Einsatz für das Informationsrecht von Frauen hat Kristina Hänel bundesweit viel Aufmerksamkeit erfahren.
Neben ihrem Kampf gegen den Paragrafen 219a StGB setzt sich Kristina Hänel für traumatisierte und verhaltensgestörte Kinder ein. Sie ermöglicht ihnen therapeutisches Reiten, das die Kinder bei sozialen und körperlichen Lernerfahrungen unterstützt. Darüber hinaus ist sie Mitbegründerin von Wildwasser Gießen, einer Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch.
Mit dem Katharina-Zell-Preis würdigt der Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. jedes Jahr eine Frau aus Kirche, Diakonie und Gesellschaft, die sich in besonderer Weise engagiert hat. Der Preis in Form eines silbernen Flugblattes ist benannt nach der Reformatorin Katharina Zell, die Zeit ihres Lebens für ihre Überzeugungen kämpfte. Sie schrieb theologischen Streitschriften, setzte sich für Flüchtlinge ein und gründete eine Akademie für junge protestantische Theologen. Mehrfach wurde sie unter Schweigearrest gestellt, doch sie ließ sich den Mund nicht verbieten – mittels Flugblätter brachte sie ihre tiefe Überzeugung eines liebenden Gottes zu den Menschen.

(Text/Foto: Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e. V.)

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