Bahnhof Babenhausen: Die Stadt sorgt für mehr Kundenfreundlichkeit

Klaus Schmitt vom Zweiradshop Niederhofer verwaltet und betreibt die 20 Fahrradboxen am Bahnhof.

Bei der Modernisierung von Bahnhöfen konzentriert sich die Deutsche Bahn auf ihr Kerngeschäft, also auf die barrierefreie Sanierung, Erneuerung und Umgestaltung von Bahnsteigen, Gleisen und Zugängen. Die übrigen Bedarfe der Reisenden gehören nicht dazu. Es ist Aufgabe der Kommunen, dafür zu sorgen, dass Pendler an Bahnhöfen ihre Autos abstellen, Fahrräder unterbringen und nicht zuletzt ihre Notdurft verrichten können. So auch in Babenhausen, wo der Bahnhof für 7,5 Millionen Euro modernisiert wird.

Der erste von zwei neuen Park-and-Ride-Plätzen mit Parkbuchten für 85 Autos wurde schon im Januar freigegeben. Nun eröffnete die Stadt einen Teil des Bahnhofsvorplatzes, der ausschließlich Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist. Zwei Monate dauerte die Umgestaltung, zu der überdachte Stellplätze für etwa 70 Fahrräder, 20 abschließbare Fahrradboxen und eine öffentliche Toilette gehören. Das WC wurde aus dem 989 Kilometer entfernten Cesena angeliefert. Die italienische Stadt - nahe dem Badeort Rimini - könne man mit einem gewissen Luxus assoziieren, sagt Bürgermeisterin Gabi Coutandin. Das sei aber nicht der Fall. Vielmehr habe man sich für die günstigste Variante entschieden.

„Nachdem die Deutsche Bahn die Finanzierung einer Toilette abgelehnt hatte, hat sich die Stadt entschieden, den Bau eines öffentlichen WCs selbst zu übernehmen. Dabei mussten wir die Kosten im Blick behalten. Das wirtschaftlichste Angebot bekamen wir von einer italienischen Firma.“ 80 000 Euro kostete die Toilette, wovon 65 Prozent durch Landesfördermittel finanziert wurden. „Das WC und der Boden werden nach jeder Benutzung automatisch gereinigt und desinfiziert. Ein Wickeltisch ist vorhanden, die Anlage ist barrierefrei und kann auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden“, erklärt Bauamtsleiter Heinrich Grimm. 50 Cent kostet ein Toilettengang, der zeitlich begrenzt ist. „Nach fünf Minuten öffnet sich die Tür automatisch und die Selbstreinigung beginnt“, sagt er.

Während die Toilette diskret in einer Ecke des weitläufigen Bahnhofsvorplatzes untergebracht ist, fallen die Fahrradständer und -boxen sofort ins Auge. Die zwanzig abschließbaren Boxen sind ein Kooperationsprojekt zwischen Babenhausen und dem örtlichen Fahrradhändler Niederhofer. Stadt und Unternehmer teilten sich die Anschaffungskosten von 22.000 Euro. Unterhaltung und Vermietung übernimmt der Zweiradshop. „Die Boxen sind seit zwei Wochen in Betrieb. Schon jetzt sind 18 Stück vermietet“, berichtet Geschäftsführer Klaus Schmitt. Immer mehr Radler besäßen E-Bikes mit einem Wert von mehreren Tausend Euro.

Eine Harreshäuserin gehört zu den ersten Mietern einer kleinen Fahrradgarage. „Mein Rad ist nicht allzu wertvoll, aber für mich unverzichtbar“, sagt die Krankenschwester, die in der Groß-Umstädter Kreisklinik arbeitet. Täglich pendelt sie mit der Bahn zwischen Babenhausen und Umstadt. „Ich arbeite im Schichtdienst, mein Fahrrad steht oft über Nacht am Bahnhof. Eine abschließbare Box ist da das sicherste Mittel gegen Diebstahl.“ Schon jetzt gebe es Überlegungen, das Angebot zu erweitern, sagt Bürgermeisterin Coutandin. „Die kostenfreien Stellplätze und die Mietboxen sind nahezu belegt, sodass wir wohl aufrüsten werden.“

Platz genug gibt es auf dem etwa 1000 Quadratmeter großen Bahnhofsvorplatz, der nicht nur äußerlich mit neuem Pflaster, einem Bodenleitsystem für Sehbehinderte, fünf Laternen und vier Ahornbäumen komplett umgestaltet wurde. Auch Tiefbauarbeiten gehörten dazu. Für die Toilette mussten Wasser- und Abwasserleitungen sowie Stromleitungen gelegt werden, sowie Leerrohre, durch die später einige Überwachungskameras mit Strom versorgt werden.

„Wenn der Bahnhof Ende 2015 fertig ist, wird er übersichtlich und offen sein. Ein paar dunkle Ecken gibt es aber noch, die man mit Kameras besser im Blick behalten kann.“   mel

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