Singpaten-Ausbildung in Groß-Umstadt: „Wenn wir uns nur auf Stimmbänder und Kehlkopf konzentrieren, kommt unser Gesang schnell an seine Grenzen”

Mentorin Katja Boost-Munzel übte mit den Teilnehmern des Singpaten-Lehrgangs das Einsingen für Kinder.

Mentorin Katja Boost-Munzel übte mit den Teilnehmern des Singpaten-Lehrgangs das Einsingen für Kinder.

Wenn Kaja Boost-Munzel vom Singen erzählt, gerät sie schnell ins Schwärmen. „Unsere Stimme ist das schönste und praktischste Instrument, das es gibt“, sagt die Opernsängerin aus Babenhausen und fügt an: „Sie wiegt nichts, ist einzigartig und wir haben sie immer bei uns.“ Ähnlich einem Instrument müsse aber auch die Stimme gepflegt und richtig eingesetzt werden.

„Wenn wir uns nur auf Stimmbänder und Kehlkopf konzentrieren, kommt unser Gesang schnell an seine Grenzen. Erst mit ganzheitlichem Körpereinsatz können wir all unser
Potenzial ausschöpfen“, erklärt Katja Boost-Munzel den 15 Männern und Frauen, die im Halbkreis vor ihr stehen – erwartungsvoll und bereit, ihr Potenzial zu erkennen und auszuschöpfen. Sie alle möchten Singpaten werden oder nehmen am Seminar des Kreis-Chorverbands und des „Arbeitskreises Musik in der Jugend“ (AMJ) teil, um das Erlernte später in ihre pädagogische Arbeit als Erzieherin oder Lehrer einzubinden.
Am Samstagmorgen startete die Singpaten-Ausbildung in der Geiersbergschule in Groß-Umstadt mit einigen theoretischen Grundlagen und vielen praktischen Übungen. Denn auch für Singpaten gilt: Was man anderen beibringen möchte, muss man zunächst einmal selbst beherrschen. „Seien Sie Vorbild“, rät Boost-Munzel, die in Babenhausen den Kinderchor aufgebaut hat und mit leitet, ihren Schülern. „Leben Sie die Musik und den Gesang und zeigen Sie den Kindern, dass es Ihnen selbst Spaß macht zu singen.“
Dann geht es auch schon mit der ersten praktischen Übung los. Die Teilnehmer sollen ihren Mund- und Kieferbereich so formen, als hätten sie eine heiße Kartoffel im Mund. Dazu breiten alle die Arme aus und lassen den ersten Ton fließen. Danach stellen sich die angehenden Singpaten vor, dass eine Sternschnuppe vom Himmel fällt und folgen dieser Abwärtsbewegung mit ihrer „Kopfstimme“.
Eine rege Phantasie und die Gabe, Töne, Rhythmen und Melodien und Bilder zu übersetzen, ist hilfreich für jeden, der als Singpate in Kindergärten und Kitas ehrenamtlich tätig sein möchte. Dies zeigt sich bei der Übung von Mentor Gerhart Roth, bei der sich die Seminar-Teilnehmer Text, Melodie und Form des Kinderlieds „Rischel, raschel, rusch“ erarbeiten. Die dreiteilige Liedform in D-Dur ist für die erfahrenen Musiker unter den  künftigen Singpaten leicht zu erkennen. Doch da ist noch mehr.
Die Melodie ist eingängig, der Text leicht verständlich, in jeder Strophe kommt ein Tier vor, das Kinder gerne mögen, stellen die Teilnehmer fest. Allerdings ist die Aussprache nicht ganz einfach, viele Zischlaute machen den Liedtext anspruchsvoll. Gerhard Wittemann sieht es positiv. „Wir sind hier in Hessen. Worte mit „sch“ machen uns doch keine Probleme“, bemerkt er schmunzelnd.
Der 75-Jährige ist schon seit drei Jahren regelmäßiger Gast in der evangelischen Kita in Groß-Zimmern, singt und musiziert dort jeden Donnerstag mit den Kindern. Bei der Singpaten-Fortbildung möchte er sich Anregungen zur Liederarbeitung holen, mehr über die Unterschiede von Kinder- und Erwachsenenstimme erfahren und neue Impulse für die Gestaltung der Singstunden bekommen.
„Die Arbeit von Singpaten ist sehr wertvoll für uns“, sagt Petra Angermeier von der Groß-Zimmerner Kita. Den Erzieherinnen fehle oft die Zeit, um mit den Kindern zu singen. Auch hätten nur wenige die entsprechende Ausbildung. Gerhart Roth, Vorsitzender des hessischen Landesverbands des AMJ und Ideengeber für das Singpaten-Projekt, weiß, dass die Erzieherinnen den Gesang gern stärker fördern möchten. „Deshalb haben der Arbeitskreis und der Kreis-Chorverband das Projekt ins Leben gerufen.
Die Arbeit der Ehrenamtlichen soll das Angebot an den Kitas ergänzen. Uns ist es wichtig, dass die Singpaten gut ausgebildet sind.“ Nicht zuletzt seien an Gesang und Musik interessierte Kinder auch potenzieller Nachwuchs für die Gesangvereine im Kreis.  
Info: Der Einstieg in die Singpaten-Ausbildung ist noch möglich. Infos und Kontakt beim Geschäftsführer des Kreis-Chorverbands Edgar Roßkopf (06073-87925).     mel

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