NABU- Vortrag: Neue Wildnis nach der Kohle

Naturparadies Grünhaus

„Der Bergbau hinterlässt bizarre Landschaftsformen, die ehemaligen Kohlegruben füllen sich mit Wasser. Schon nach kurzer Zeit wandern Tiere und Pflanzen in die verwüstete Landschaft ein.“ (NABU/ S. Röhrscheid)

Das Naturparadies Grünhaus, im südbrandenburgischen Teil der Lausitz gelegen, ist ein Paradies aus zweiter Hand. Im ehemaligen Königlichen Forst Grünhaus wurde im 19. Jahrhundert mit dem Braunkohle-Tagebau begonnen. Bis zur Wende wurde hier die in oberflächennahen Flözen vorkommende Energiequelle abgebaut, der Wald und Ortschaften, darunter auch der Ort Grünhaus, mussten weichen. Was nach der Kohle blieb, waren 1000 Quadratkilometer Mondlandschaft mit riesigen Gruben, zerklüfteten Böschungen, sauren Rohböden und menschenleeren Ebenen. „Als ich das erste Mal in der Gegend war, fuhr ich sehr schnell weiter, so etwas wollte ich nicht sehen“, so Dr. Stefan Röhrscheid

Röhrscheid, Leiter des NABU-Projekts „Grünhaus“ berichtete vor etwa 50 interessierten Naturfreunden über die spannende Sanierung des Gebiets und die Entwicklung zum Naturparadies. Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe kaufte zwischen 2003 bis 2006 im Osten des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft knapp 20 Quadratkilometer geeignetes Tagebaugelände auf, um hier eine ungestörte Wiederbesiedlung zu ermöglichen. Wie auf den naturschutzgerecht sanierten Flächen schrittweise abwechslungsreiche und vielseitige Biotope mit einer großen Artenvielfalt entstanden, erläuterte der Referent mit zahlreichen Bildern. Neben kahlen sauren Sandarealen breiten sich die Pioniere unter den Pflanzen aus: Verschiedene Grasarten, Birke, Pappel und Kiefer, deren Samen durch den Wind verbreitet werden. An anderen Stellen finden sich Moose, Flechten und Algen. Auf mageren Sandböden wachsen Bergsandglöckchen, Sandstrohblume, Besenginster, Rispenflockenblume, Nelkenarten und Feldthymian als Vertreter der krautigen Flora. Diese Pflanzen stellen die Nahrungsgrundlage für Insekten dar, die wiederum auf der Speisekarte anderer Spezies stehen. Die durch Oberflächenwasser gespeisten Klein- und Flachgewässer mit einem moderaten Säurewert haben bereits heute durch ihre Artenvielfalt eine große ökologische Bedeutung erlangt. Neue Großgewässer bilden aufgrund des steigenden Grundwasserspiegels eine immer größer werdende Seenlandschaft, die als neuer Lebensraum ebenfalls nach und nach besiedelt wird. Allerdings wirkt sich ihr ungünstiger Säurewert – eine Folge des Bergbaus - zu einer Herausforderung für die Bewohner aus. „Mittlerweile leben im Naturparadies Grünhaus rund 3000 Tier- und Pflanzenarten, deren Vorkommen und Entwicklung von ehrenamtlichen Naturschützern in einem Biomonitoring festgehalten wird“, so Röhrscheid. Besonders beachtenswert sind die etwa 400 krautigen Pflanzenarten, die man bereits entdeckt hat sowie die 340 Bienen- und Wespenarten, Falter, Libellen und andere Insekten. Viele Amphibien und Reptilienarten sowie Vögel haben die Land- und Wasserflächen bereits besiedelt. Hunderte von Kranichen rasten auf ihrem Herbstzug hier und selbst der Wolf ist heimisch geworden. Immer noch sichern und modellieren große Baumaschinen die Landschaft, um Gefahrenquellen auszuschließen und weitere vielfältige Strukturen zu schaffen. „Das Naturparadies ist eine völlig neu geborene Landschaft und zu allen Jahreszeiten ein Erlebnis“, warb Röhrscheid am Ende seines Vortrags. (Text: NABU)

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