"...ein Bürgermeister ist zwar Chef der Verwaltung, doch kein König."

Liebe Leserinnen und Leser,
sich als Bürgermeister nicht in die Amtsführung des Nachfolgers einzumischen, nicht in aktuelle politische Diskussionen einzugreifen -  das gebietet der politische Anstand.  Und fällt wirklich schwer, denn als Bürgermeister/in hat man mit Herzblut die Entwicklung der Stadt weiter geschrieben.

Bis jetzt habe ich mich an das ungeschriebene Gesetz der politischen Enthaltsamkeit gehalten, trotz aller üblen Nachreden in den letzten Jahren. Doch die Äußerungen der beiden CDU-nahen Kandidaten  in Babenhausen - die SPD sei an allem schuld - die  veranlassen mich zu dieser  Rückmeldung.
Bereits von meinem Vorgänger Bürgermeister Reinhard Rupprecht (CDU) forderte die Kommunalaufsicht im Jahr 2006 ein Konzept zur Konsolidierung der schlechten städtischen Finanzlage. Dieses  Konsolidierungskonzept wurde eingemottet, als 2008 plötzlich rund 9 Mio Euro in den leeren Stadtsäckel flossen- eine Steuernachzahlung der damaligen VDO.  Der Haushalt  schien ausgeglichen. Die  strukturellen Probleme  jedoch - geringe Steuereinnahmen, hohe Verwaltungskosten -  blieben bestehen.  Zuvor schon hatte man die Eigenbetriebe gebildet, die städtische „bad bank“, in die verlustreiche Verwaltungsbereiche wie Schwimmbad und Friedhof ausgelagert wurden.  So weit zu der Geschichte, die CDU hätte so prima gewirtschaftet.
Seit Beginn meiner Amtszeit als Bürgermeisterin (2009-2015) hat die Verwaltung Personal eingespart,  und strukturelle Spar-Konzepte auf den Weg gebracht.  Das erste Konsolidierungsprogramm für die Stadt Babenhausen wurde 2010 beschlossen - allein mit den Stimmen der SPD, alle anderen hatten sich enthalten oder dagegen gestimmt.  Auch in den Folgejahren lehnte die CDU regelmäßig Haushalt und das Konsolidierungskonzept ab.
Ich führte eine Stadt, in der die Straßen und Brücken marode waren, viele städtische Gebäude verkamen, die Kernstadt war vernachlässigt. Erinnern Sie sich noch an die Brandruinen gegenüber der Kaserne? An die dunkle Unterführung?  An die Sanierungsfälle Kindergärten und fehlende Betreuungsplätze?  An das verwahrloste Umfeld des Bahnhofs? Die damalige „Allianz“ aus SPD und FWB hat viel Geld zur Verfügung gestellt,  auch Kredite aufgenommen, um die  notwenige Infrastruktur wieder herzurichten, Gewerbe und Arbeitsplätze anzusiedeln, zusätzlichen Wohnraum zu ermöglichen und unsere Stadt wieder attraktiv zu machen. Ja, es wurden Kredite aufgenommen. Bürgermeister Rupprecht selbst sprach seinerzeit vom „Sanierungsstau“, denn viele Jahre waren kaum Gelder in den Erhalt städtischer Werte geflossen. Dieses Erbe trat ich an.  Die Investitionen und Kredite waren dringend notwendig und reichten bei weitem nicht aus - Hallen und Bürgerhäuser, Wohngebäude,  Kitas  und die Verkehrsführungen benötigen bis heute viel Geld. Bürgermeister Knoke arbeitet weiter an dieser Mammut-Aufgabe.
Zum Schluss noch eines: ein Bürgermeister ist zwar Chef der Verwaltung, doch kein König. Für fast alle Vorhaben braucht er eine politische Mehrheit und die Akzeptanz der Bürgerschaft.  Dies setzt einen respektvollen Umgang mit Bürgern und Bürgerinnen, mit Stadtverordneten und ihren Entscheidungen voraus. Und ist das A und O einer zukunftsorientierten, auf Ausgleich setzenden Politik. Wenn also ein Kandidat seine Rivalen herabwürdigt oder das Blaue vom Himmel verspricht - halten Sie Abstand.

    Ihre Ex-Bürgermeisterin
    Gabi Coutandin

 

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