Zeitzeugin des Holocaust an der Bachgauschule: Im Viehwaggon nach Theresienstadt

Edith Erbrich zeigt den Schülerinnen und Schülern Belege für ihre Aussagen.

Am 27.1.1945 wurde Auschwitz befreit, erst Monate später, am 8. Mai 1945, das Lager Theresienstadt. An diesen Tag kann sich die heute 81 jährige Edith Erbrich noch gut erinnern. Das Bild von einziehenden Lastwagen und bengalischen Lichtern hat sie immer noch vor Augen. Jahre später sah sie eine Photographie dieses Einzuges russischer Truppen nach Theresienstadt und wusste nun mit absoluter Sicherheit, dass sie ihre Erinnerung nicht getrogen hat.

Einen Tag später, so belegen es die Unterlagen, wäre sie in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert worden. Sie wäre dann eine von über einer Million in Gaskammern ermordeter Menschen geworden.
Obwohl erst etwas über sechs Jahre alt, ist Erbrich ihre Jugendzeit in Frankfurt noch in lebendiger Erinnerung. Als Tochter eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter war sie schon früh Repressalien ausgesetzt, musste einen Judenstern tragen und durfte die Schule nicht besuchen. Ihre Jugend, so sagt sie, war geprägt von Angst und Hunger. Im Februar 1945 musste sie sich mit ihrem Vater und ihrer Schwester an der Großmarkthalle einfinden und wurde mit einem der letzten Transporte aus Frankfurt in Viehwaggons nach Theresienstadt transportiert. Dort erlebte sie Schreckliches. Der Tag der Befreiung in Theresienstadt war einer der schönsten Tage ihres Lebens, endlich war sie mit ihrem Vater und der Schwester wieder vereint.
Anlässlich des Gedenktages zum Holocaust hatte der Lehrer Michael Gremler für die Fachschaft Geschichte Edith Erbrich als Zeitzeugin eingeladen. So erzählte sie vor dem Abiturjahrgang der Bachgauschule von ihren Erinnerungen. 60 Minuten lang lauschten die Schülerinnen und Schüler ihrer emotionalen Erzählung, mit der sie die jugendlichen Zuhörer und auch die Lehrkräfte in ihren Bann ziehen konnte. Auf diese Weise wird Geschichte lebendig und die Abiturienten der Bachgauschule haben erfahren, was unbegründeter Hass anrichten kann.
„Ich mache das für die, die nicht überlebt haben und die nicht vergessen werden dürfen“, erklärte Erbrich zu Beginn des Vortrages ihre zahlreichen Aktivitäten mit Jugendlichen. Ihre schrecklichen Kindheitserinnerungen haben sie nicht verbittert, sondern ihre Toleranz gegenüber Andersgläubigen gefördert.  Es bleibt zu hoffen, dass Erbrichs Erfahrungen eine Mahnung für die Bachgauschüler sein werden.     GO

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