„Partnerschaft öffnet die Fenster zur Welt“

Besuch von der südafrikanischen Partnerkirche im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald

Partnerschaftsarbeit lebt von der Begegnung. „Die Partnerschaft zu sehen, zu spüren und zu erfahren, ist für mich sehr wichtig“, sagt Pfarrer Godfrey Cunningham. Er verbrachte mehrere Jahre in Heidelberg und ist seit Oktober vergangenen Jahres Präsident der Moravian Church, der Herrnhuter Brüdergemeinde, in Südafrika und damit sozusagen das Pendant zum hessen-nassauischen Kirchenpräsident Dr. Volker Jung. 

Anlässlich des 500. Reformationsjubiläumsjahres trafen sich kürzlich Vertreterinnen und Vertreter der afrikanischen, asiatischen, europäischen und nordamerikanischen Partnerkirchen und der hiesigen Partnerschaftsgruppen auf Einladung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum Austausch in Arnoldshain. Im Anschluss besuchten die internationalen Gäste die Stätten der Reformation und danach ihre direkten Partner.
Da das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald seit 30 Jahren eine Partnerschaft mit der Herrnhuter Kirche in Südafrika pflegt, waren Godfrey Cunningham und Pfarrerin Khayakazi Lupindo im Dekanatszentrum in Groß-Umstadt zu Gast und gestalteten die Gottesdienste in Reinheim und Reichelsheim mit. „Die direkten Begegnungen in der Partnerschaft sind immer ein Highlight für alle, die dabei sind. Sie verändern den Blick auf die Welt und auf das eigene Leben“, sagt Ökumene-Pfarrerin Margit Binz, die die Partnerschaftsarbeit im Dekanat koordiniert und zusammen mit dem Partnerschaftsausschuss vorbereitet.

Verbunden über Jahrzehnte hinweg

2015 gab es im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald erstmals eine Chorreise nach Südafrika als eine neue Form der Begegnung. Seitdem engagieren sich Ute Kredel und Inge Herbich in der Partnerschaftsarbeit. Sie fühle sich sehr verbunden mit einigen Menschen in Südafrika, sagt Ute Kredel, seit der Chorreise habe sie jeden Tag an sie gedacht und sei regelmäßig mit ihnen in Kontakt. Anne Fette war schon bei der ersten Delegation 1988 dabei, in einer Zeit, in der in Südafrika noch die Apartheid herrschte. „Die Bereicherung, die ich bei den Besuchen erlebt habe, war sehr motivierend“, sagte sie. Während der Apartheid die Menschen unterstützen – das war nicht nur Kurt Kreuzer sehr wichtig. Auch Uwe Müller, der neu im Partnerschaftsausschuss ist, fühlt sich schon seit Jahrzehnten mit Südafrika verbunden, nicht zuletzt, weil er durch seinen Arbeitgeber, das Paul-Ehrlich-Institut, mit der Qualitätskontrolle für einen Aids-Impfstoff betraut war. „Partnerschaft öffnet die Fenster zur Welt, zur weltweiten Kirche“, sagt Dekan Joachim Meyer.

Kirche braucht Geld für Projekte

Armut, Arbeitslosigkeit und Kriminalität ist in vielen südafrikanischen Gemeinden ein Problem. Eine Kirchensteuer zum Beispiel gibt es dort nicht. „Wie sollen Leute Kirchensteuer zahlen, wenn sie kein Einkommen haben?“, sagt Cunningham. Die Moravian Church South Africa steht derzeit vor großen Herausforderungen. Sie verfügt zwar über Ressourcen: die Gebäude und das Land der gewachsenen Missionsstationen, wo Menschen wohnen können und zu denen auch soziale Einrichtungen und Bildungseinrichtungen gehören. Doch ihre Unterhaltung entwickelt sich immer mehr  zu einer großen Belastung. Um dem abzuhelfen, wäre es wichtig, neue Projekte zu entwickeln – wie zum Beispiel den Anbau und Verkauf von Rooibos- oder Buchu-Tee.  Der Anbau von Tomaten in Elim, einer der Missionsstationen, entwickelte sich zum Beispiel  zu einer echten Erfolgsgeschichte. „Wir haben Ressourcen, aber wir brauchen Kapital, um Projekte beginnen zu können“, sagt Cunningham. „Und die Initiative soll von den Gemeinden am Ort ausgehen, die Kirchenleitung kann sie nur unterstützen.“

Die Einheit im Blick

Seit 1988 besuchen sich alle vier Jahre Delegationen aus beiden Ländern. Im kommenden Jahr wird zwischen Mitte Mai und Anfang Juni eine Delegation aus den südafrikanischen Partnergemeinden ins Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald kommen. Auch über die Themen dieser Reise wurde bei dem Besuch gesprochen. Eine Rolle könnte der Umgang mit Fremdenfeindlichkeit spielen. Es sei wichtig, in einer bedrohten Welt im Geist der Einheit trotz aller Verschiedenheit verbunden zu sein, sagt Präses Dr. Michael Vollmer.

(Text/Fotos: S.Rummel)

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