Filmarbeiten in Hergershausen: Langfeldsmühle ist Tatort in „Wer Wind sät” von Nele Neuhaus

Kameramann Tomas Erhardt und das vierzigköpfige Filmteam der „All in Production“ setzen für die Verfilmung des Krimis „Wer Wind sät“ die Langfeldsmühle (Hintergrund) in Hergershausen in Szene.

Am Ende bleiben acht Minuten übrig. „Vielleicht auch neun“, sagt Annette Reeker. Aus drei Drehtagen acht bis neun Minuten Filmmaterial herauszuholen, sei ein gutes Ergebnis, findet die Produzentin des ZDF-Krimis „Wer Wind sät“.

23 Drehtage sind für die Verfilmung des fünften Taunuskrimis von Nele Neuhaus angesetzt - drei davon verbringt die vierzigköpfige Filmcrew allerdings nicht im Taunus, sondern im Babenhäuser Stadtteil Hergershausen.
Dort hatte die Suche der Produktionsfirma „All in Production“ nach einem alten Mühlenanwesen ein Ende gefunden. Ein „Location Scout“, dessen Aufgabe es ist, Drehorte und Motive für Filmproduktionen zu finden, hatte die Langfeldsmühle von Thomas Winter entdeckt und damit das Herz von Produzentin und Krimiautorin höher schlagen lassen. „Die Mühle ist großartig, genau was wir gesucht hatten“, sagt Reeker und fügt mit einem Lächeln an: „Von ihrem Besitzer kann ich dasselbe sagen.“
Vor sieben Jahren hat Thomas Winter die 1692 erbaute Mühle an der Gersprenz gekauft. „Seitdem arbeite ich an dem Anwesen“, erzählt er. „Mit der Renovierung eines solchen Gebäudes ist man nie ganz fertig.“ Der Filmproduzentin kommt es sehr gelegen, dass hier und da noch etwas zu tun ist, während der bereits sanierte Teil der Mühle nahezu dem Originalzustand entspricht. Das Mühlenanwesen passe ideal zum „mystischen Flair“ des Krimis, in dem ein Rabe eine ebenso wichtige Rolle spielt wie das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein, gespielt von Tim Bergmann, und Felicitas Woll, die Kommissarin Pia Kirchhoff gibt.
Beide ermitteln im Umfeld des Mühlenbesitzers Ludwig Hirtreiter, gespielt von Bernd Stegemann, der sich gegen den Verkauf seiner Grundstücke für den Bau von Windkraftanlagen gestemmt hatte und in der Langfeldsmühle, die im Film „Rabenhof“ heißt, erschossen wird. Seine Ermordung wurde am vergangenen Donnerstagabend gedreht, tot aufgefunden hat man ihn aber schon am Montag.
„Bisher dachte ich, die Szenen würden in der Reihenfolge gedreht, wie man sie später auch im Film sieht. Doch die einzelnen Szenen haben oft nichts miteinander zu tun. Sie werden erst später zu einem Film zusammengefügt“, sagt der echte Mühlenbesitzer Winter. So musste sein liebevoll restaurierter Hof denn auch für einige Rückblenden in einen Zustand versetzt werden, dessen Anblick ihn etwas schmerzte.
„Drei Tage vor Drehbeginn kam ein Team, das einen Teil des Nebengebäudes komplett umgestaltet hat“, erzählt er. Eine alte Küche wurde eingebaut, eine Wohnzimmereinrichtung mit abgewetzten Möbeln aufgestellt, auf dem Speicher Wäsche zum Trocknen aufgehängt. In der Küchenspüle liegt benutztes Geschirr, auf einem Tisch liegen Essensreste zwischen Apfelweinflaschen. Das Requisite-Team habe auf jedes Detail geachtet, alles für den späteren Dreh präpariert. „Bevor sie anfingen, wurden Fotos gemacht, damit sie nach dem Dreh meine Mühle wieder so herrichten können, dass sie aussieht, als wäre nichts gewesen.“
Einige Utensilien habe er selbst beigesteuert. „Es freut mich, dass ein paar antiquierte Möbel noch einmal für etwas gut sind“, sagt er. Er selbst habe die Wiese hinter der Mühle nicht mehr mähen dürfen, damit der sonst so gepflegte Ort einen leicht verwahrlosten Anstrich bekommt. „Normalerweise ist hier alles Tiptop“, betont Winter, der nicht nur die Örtlichkeiten für acht Filmminuten zur Verfügung stellt, sondern auch selbst eine kleine Rolle spielt. „Für den Bau der Windräder müssen Bäume gefällt werden. Bei dieser Szene bin ich dabei.“ Im Buch gebe es die Baumfällaktion zwar auch, Winters Minirolle habe man aber für den Film eingefügt.
„Er wirkt darin sehr authentisch“, sagt Annette Reeker. Zudem habe Winter dafür gesorgt, dass das Filmteam, vom Regisseur und den Kameraleuten über die Techniker und Mas-kenbildner bis hin zu den Schauspielern problemlos arbeiten konnten. „Ein Drehtag kostet etwa 30 000 Euro“, sagt die Produzentin. „Für jede Erleichterung unserer Arbeit sind wir deshalb froh. Die Produktion klappt umso besser, wenn die Besitzer der Location - im übertragenen Sinne - mitspielen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, Thomas Winter auch wirklich mitspielen zu lassen.“
Für ihn wäre der Dreh in seiner Mühle auch ohne die Rolle ein großartiges Erlebnis gewesen, sagt der frischgebackene Schauspieler. „Ich hatte vorher keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit in einem neunzig minütigen Film steckt.“ Bis er und alle anderen Krimifreunde den Film im ZDF sehen können, dauert es aber noch eine Weile. Die Erstausstrahlung ist erst für Herbst 2015 geplant.   mel

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