Abschied: Die Freiwillige Feuerwehr war Kult in Harreshausen

Zu einem letzten Foto stellte sich der gesamte Vorstand des Feuerwehrvereins Harreshausen: 1. Vorsitzender Ulrich Hartmann, Beisitzer Bernd Schmitt, Günther Hartmann, der 1952 zu den Gründungsmitgliedern gehörte und vom ersten bis zum letzten Tag dabei war, Rechnerin Antje Funk, Schriftführer Hartmut Rauschenbach und 2. Vorsitzender Harald Berz.

Als Ende August der Feuerwehrverein in Harreshausen zur Jahreshauptversammlung einlud, war klar, dass es die letzte Versammlung sein sollte. Im Jahr 2011 wurde bereits die Einsatzabteilung der Harreshäuser Ortswehr mangels Personalstärke aufgelöst, aber damals entschieden sich die Mitglieder für den Fortbestand des Vereins, um die Dorfgemeinschaft weiterhin aktiv mit der Durchführung von Veranstaltungen zu unterstützen.

Anfängliche Angebote wie Baumschneidekurse oder Informationsabende zu aktuellen Themen wurden zwar noch gut angenommen, aber zu Veranstaltungen wie das Maibaumstellen fehlten die Helfer und langsam schlief das Vereinsleben ein.
So stellte sich der Verein zwei mittelfristige Ziele: als Starthilfe für den Verein „middedrin“ zu fungieren, der mittlerweile das Feuerwehrhaus in der Schulstraße 8 bewirtschaftet und die Überleitung interessierter ehemaliger Aktiver, Jugendfeuerwehrmitglieder oder Mitglieder der Ehren- und Altersabteilung in die entsprechenden Abteilungen der Feuerwehr Babenhausen.
Mittlerweile hat sich die Arbeit des Vorstandes auf die reine Mitgliederverwaltung reduziert und so beschloss dieser, die Auflösung des Vereins vorzuschlagen. In der dazu vorgesehenen Jahreshauptversammlung am 30. August waren die üblichen Tagesordnungspunkte wie Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit durch den ersten Vorsitzenden Ulrich Hartmann auch routiniert abgearbeitet.
Bei der Totenehrung gedachte man nicht namentlich einzelnen Personen, sondern sämtlichen verstorbenen Kameraden seit der Gründung im Jahr 1952. Schriftführer Hartmut Rauschenbach las das letzte Protokoll der Sitzung vom 20.1.2017, bei der eine Satzungsänderung erfolgte, um die Auflösung des Vereins zügiger abwickeln zu können. Im Bericht des ersten Vorsitzenden schwingen Wehmut mit, als er sich bei den 14 anwesenden Mitgliedern für ihr Erscheinen bedankt. Die Vorstandsaufgaben seien in den letzten beiden Jahren unbefriedigend gewesen und so wolle man die Sache auch formell abschließen. Er bat um Verständnis für die Umständlichkeit des Verfahrens, aber man wolle Fehler vermeiden, die eventuell zur Ungültigkeit der Auflösung führen könnten. Nach den Berichten der Rechnerin Antje Funk und des Kassenprüfers Bernd Schmitt wurde der Entlastung des Vorstandes einstimmig stattgegeben.
In der anschließenden geheimen Abstimmung wurde einstimmig die Auflösung des Fördervereins beschlossen und danach wurden ebenfalls geheim noch drei Liquidatoren gewählt, die für die verbleibenden Formalitäten des Vereins zuständig und einzeln zeichnungsberechtigt sind. Nach Abwicklung einiger Formalitäten mit dem Amtsgericht müsse der Verein aus dem Vereinsregister gestrichen werden und nach Zahlung sämtlicher noch zu regelnder Verbindlichkeiten werde das Restvermögen an die Feuerwehr in Babenhausen übergeben, wo es zweckgebunden für den Brandschutz eingesetzt werden muss.
Aus der Gruppe heraus wurde angeregt, dass doch eine Chronik des Vereins weiterbestehen solle, da die vergangenen 65 Jahre für den Ort und die Bevölkerung zu wichtig waren, um einfach in Vergessenheit zu geraten. Viele Unterlagen zur Geschichte der Harreshäuser Ortswehr seien schon von dem verstorbenen Kameraden Walter Hartmann zusammengestellt worden und lagern im Stützpunkt der Kernstadt. Alfons Disser erntet mit seiner Aussage „Feuerwehr war Kult im Ort“ viel Zustimmung.
Günther Hartmann ist mit seinen 85 Jahren das einzige lebende Gründungsmitglied des Vereins und ließ es sich nicht nehmen, an dieser letzten Versammlung teilzunehmen. Er erzählt von den Anfängen des Vereins, der sich nach einem Großbrand im Jahre 1952 gründete, bei dem sieben Scheunen und sechs Wohnhäuser am Ostersonntag Opfer der Flammen wurden. Damals kam ein Fahrzeug der Michelsbräu aus Babenhausen und pumpte Wasser aus der Gersprenz. Aus handbetriebenen Brunnen wurden von der Bevölkerung mittels Eimerkette die Brände gelöscht, denn Tanklöschfahrzeuge gab es erst Anfang der 60er Jahre. Auch die alte Saug- und Druckspritze von 1887 kam noch einmal zum Einsatz. Die Amerikaner in der Kaserne hatten eine Berufsfeuerwehr und leisteten damals die Hauptarbeit.
Vorsitzender Ulrich Hartmann dankte zum Abschluss allen Mitgliedern für die jahrelange Treue und der Bevölkerung für die stets spürbare Unterstützung und vor allem den ehemaligen Aktiven für ihre jahrelange Einsatzbereitschaft. Er wünsche sich, dass all dies nun der Feuerwehr Babenhausen zuteil werde, die seit 2011 für den Brandschutz und die Sicherheit in Harreshausen zuständig sei. Beitrittserklärungen seien auf der Internetseite der freiwilligen Feuerwehr Babenhausen verfügbar.       kb

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