Langfeldsmühle: Deutscher Mühlentag in Hergershausen

Seit sechs Jahren beteiligt sich Thomas Winter, Besitzer der Langfeldsmühle in Hergershausen, am deutschen Mühlentag. Zum bunten Programm rund um sein Anwesen gehören auch Führungen, die der Eigentümer selbst kurzweilig moderiert. Doch so informativ und humorvoll seine Ausflüge in die Historie der Langfeldsmühle auch sind - gegen ein stolzes Paar Schwäne, das sieben flauschige Küken mit sich führt, kommt Thomas Winter nicht an.

Gemächlich schwimmt die Vogelfamilie auf der Gersprenz, lässt sich von der sanften Strömung des Baches immer näher an die Besuchergruppe herantreiben. Vor allem die kleinen, hellgrauen Küken entlocken den Besuchern entzückte Ausrufe. Winter nutzt die Chance zu einem spontanen Themenwechsel.
„Die Gersprenz fließt aus Richtung Münster an der Langfeldsmühle vorbei, und bringt von ihrem Weg alles Mögliche mit“, sagt er. Nicht immer seien das imposante Wasservögel. „Wir holen auch häufig Unrat aus dem Bach - von Bierflaschen bis zur ausgedienten Matratze.“ Das Leben als Mühlenbesitzer ist überhaupt arbeitsreich. Zumindest für den Siebenundvierzigjährigen, der das Anwesen mit dem Ziel erworben hat, es aus seinem Jahrzehntelangen Dornröschenschlaf zu wecken und für die Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten eröffnete Thomas Winter in einer ehemaligen Stallung ein Ausflugslokal mit Biergarten. Viel Eigenleistung steckt in der heute so schmucken Mühle. Dennoch: „Wir können uns wohl kaum vorstellen, wie hart die Menschen hier 300 Jahre lang gearbeitet haben. Gelegenheit zum Feiern hatte man auf einer Mühle nie.“
Das ist heute anders. Am Mühlentag, zu dem seit 1994 immer am Pfingstmontag Mühlenbesitzer in ganz Deutschland einladen, gibt es stets viel zu sehen und zu erleben. Die Langfeldsmühle in Hergershausen hat an diesem außergewöhnlichen Tag der offenen Tür für jeden etwas zu bieten. Ob Radfahrer, die bei einer deftigen Brotzeit Rast machen wollen, ob Kunst- und Geschichtsinteressierte oder Familien mit kleinen Kindern - für alle haben Thomas Winter und seine Familie gesorgt.
Das Blasorchester des TV Hergershausen sowie das Musikerpaar „Duodix“ sorgten für musikalische Unterhaltung, vor den Toren der Mühle konnten Kinder auf Ponys reiten oder sich in der Hüpfburg austoben. Der Künstler Hans-Peter Murmann - auch als „Schafmaler“ bekannt - fing die Szenerie mit Leinwand und Pinsel ein.
Auch bei Pflanzenfreunden hat sich die Langfeldsmühle als idealer Ort zum Fachsimpeln erwiesen. Passend zur historischen, mehr als 300 Jahre alten, Fachwerkkulisse gibt es eine Rosenschau, deren Sorten so klangvolle Namen wie „Ascot“, „Henri Matisse“ und „Nostalgie“ tragen. Gezüchtet wurden sie von Winters Eltern, Christel und Lothar, die als Experten in der Rosenzüchter-Szene gelten.
Zum Experten ist auch Mühlenbesitzer Thomas Winter geworden. Sein Fachgebiet ist allerdings die Mühlenkunde. „So ein Anwesen kauft man nur, wenn man sich für die Geschichte des Gebäudes und der Menschen interessiert, die dort lebten“, sagt er. 180 Berufe standen einst im Zusammenhang mit den Mühlen, die nicht nur an Flüssen errichtet worden waren. Auch deren Vorläufer, die Tiermühlen - meist von Ochsen angetrieben - sowie Windmühlen waren für die Menschen lebenswichtig. „Ohne Mühlen konnte kein Korn gemahlen werden, gab es kein Brot. Aber auch Metalle und Holz hätte man ohne Pulver-, Holz- und Hammermühle nicht bearbeiten können“, weiß Winter. Der Müller hatte aber nicht nur die Aufgabe, das Korn zu mahlen. Er musste auch die Steuern für den Landgrafen eintreiben.
„Da die Mühlen meist außerhalb der Stadtmauern standen, hatte man sie durch eigene Einfriedungen geschützt.“ Ob Stadt oder Mühle - überall wurden die Tore mit Einbruch der Dunkelheit verschlossen, um unerwünschte Eindringlinge fernzuhalten. Waren die Tore dicht, kamen auch die Stadtbewohner nicht mehr hinein und mussten die Nacht außerhalb der sicheren Stadtmauer verbringen. „Aus dieser Zeit stammt der Begriff Torschlusspanik“, erzählt Thomas Winter.   mel

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