Stabsstelle Jugend, Sport und Kultur Babenhausen: „Aerosol Queens“

Vorher Grau, jetzt bunt und frech – so präsentieren sich die öffentlichen Flächen nach der Graffiti-Aktion der „Aerosol Queens“.

Die Graffiti-Kunst hat in Babenhausen schon eine längere Tradition. Bereits vor 15 Jahren bot die städtische Kinder- und Jugendförderung erstmals ein entsprechendes Kunstprojekt an. Damals waren es noch ausschließlich private Flächen, auf denen Graffiti-Künstler kreativ werden durften. Mittlerweile haben sie auch auf öffentlichen Flächen Raum für ihre Kunst bekommen.

2007 startete die Babenhäuser Kinder- und Jugendförderung das erste Graffiti-Projekt in der Stadt. Die Idee war damals, einige Mauern entlang der Bouxwiller Straße attraktiver zu gestalten. Zudem sollte die Mauer-Kunst aus ihrem Schattendasein herausgeholt und die „Street-Art“ als gleichwertige Kunstform neben jener etabliert werden, die in Museen und Galerien zu sehen ist. In Babenhausen folgten dieser ersten Aktion viele weitere, sodass die Stadt inzwischen an mehreren Stellen zu einem bunten Kunstwerk geworden ist.
Nach einer Graffiti-Aktion an einer Mauer am Stadthallen-Parkplatz, bei der die Verbundenheit von Babenhausen mit der französischen Partnerstadt Bouxwiller künstlerisch dargestellt wurde, gab es in der Bahnunterführung, sowie an den Außenwänden der Stadthalle und des Jugendzentrums weitere Street-Art-Projekte auf öffentlichen Flächen. Während dort noch Jugendliche unter professioneller Anleitung künstlerisch tätig wurden, traf sich im vergangenen Sommer am städtischen Freibad zum ersten Mal ein internationales Team aus Graffiti-Künstlerinnen. Die „Aerosol Queens“ verhalfen nicht nur der Graffiti-Kunst zu der Wertschätzung und dem künstlerischen Anspruch, den sie verdient, sondern zeigten auch, dass Sprüh-Farbdosen keinesfalls nur in Männerhände gehören.
„Die Graffiti-Szene ist noch immer von Männern dominiert“, sagt Niclas Hatwig. Zwar seien die meisten Aktionen inzwischen für alle Künstler und Künstlerinnen offen.
Doch meist seien Frauen deutlich in der Unterzahl. „Es kommt mitunter vor, dass Männer sich berufen fühlen, den Künstlerinnen Ratschläge zu geben und ihnen dadurch vermitteln, dass sie die weibliche Handschrift nicht als wirklich gleichwertig anerkennen.“ Hatwig gibt deshalb weiblichen Street-Art-Künstlern eine Bühne. Zusammen mit der Stabsstelle Jugend, Sport und Kultur der Stadt organisierte er im vergangenen Jahr erstmals eine Kunstaktion am Schwimmbad nur für Künstlerinnen. Nun kamen die „Aerosol Queens“ erneut zu einem mehrtägigen Kunst-Projekt in Babenhausen zusammen. Diesmal zeigten siebzehn Künstlerinnen ihr Können mit großformatigen Graffiti an den Wänden von Stadthalle und Jugendzentrum. Dort hatte es tatsächlich die gefürchteten Schmierereien gegeben, die allerdings mit Graffiti- Kunst nichts zu tun haben, sondern eher in den Bereich Vandalismus gehören. Auch um solches künftig zu verhindern, gab die Stadt die Flächen für die „Aerosol Queens“ frei.
Eine von ihnen ist „Motte“, so der Künstlerinnen-Name der gebürtigen Darmstädterin, die heute in Berlin lebt. Für sie sei die Aktion nicht nur eine gute Möglichkeit des künstlerischen Ausdrucks, sondern auch des fachlichen Austauschs mit anderen Künstlerinnen. „Wir haben oft dieselbe Erfahrung gemacht, dass wir für die Anerkennung unserer Arbeit kämpfen müssen“, erzählt sie. Dabei gehe es vor allem um eine angemessene Bezahlung ihrer Arbeiten. Oft glaubten Auftraggeber gerade Frauen in der Graffiti-Szene würden sich damit zufrieden geben, dass sie die Möglichkeit bekommen, ihre Arbeiten zu präsentieren und bekannter zu werden. „Dass wir, wie die Männer auch, unsere Kunst nicht kostenlos anbieten können, wird manchmal als eine unberechtigte Forderung wahrgenommen. Es ist hilfreich, mit anderen Künstlerinnen über Strategien zu reden, wie wir uns hier besser positionieren können.“
Silke Teschke aus München ist die älteste „Aerosol Queen“, kommt aus der Malerei und hat einen etwas anderen Stil als ihre jüngeren Kolleginnen. Ihre Werke sind filigraner, feingliedriger, weshalb sie keine Hauswand, sondern eine Fläche am Fahrradabstellplatz des Jugendzentrums besprüht hat. Ihr Motiv, bei dem Blumen und die Farbe Grün dominieren, passe gut zur Fahrradabstellfläche, meint Lara Kresz von der Jugend-Stabsstelle der Stadt. „Vorher war die Fläche Grau und nicht einladend. Jetzt werden die Besucher des JUZ schon vom Gebäude willkommen geheißen.“      mel

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