Besondere Stadt-Rallye von Städtischer Jugendförderung, ASB und Schule im Kirchgarten: „Was macht ihr den ganzen Tag?”

Abdul Hakim Diabari erklärt in der Landessprache Farsi den afghanischen Kindern den Babenhäuser Kinderstadtplan.

Hassan und Abdullah sind neun und elf Jahre alt und wohnen in Babenhausen. Ebenso wie Svenja und Ricardo, die mit 20 weiteren Kindern die dritte Klasse der Grundschule im Kirchgarten besuchen. Dennoch kannten sich die Kinder bisher nicht, haben nie miteinander gesprochen, nie zusammen gespielt oder gelernt.

Der Grund: Hassan und Abdullah sind mit ihren Eltern aus Afghanistan geflohen, leben nun in der ehemaligen Kaserne in Babenhausen, die seit Herbst 2015 zu den Hessischen Erstaufnahme-Einrichtungen (HEAE) zählt. Solange die Erstaufnahme-Einrichtung ihr Zuhause ist, besteht für die beiden Jungs keine Schulpflicht. So haben Hassan, Abdullah und die anderen knapp 100 Kinder aus Afghanistan und Iran, aus Syrien und Irak kaum Gelegenheit, die Kaserne zu verlassen. Kontakt mit deutschen Kindern hatten sie bislang kaum, die Stadt außerhalb des Kasernengeländes kannten sie nicht.
Um Babenhäuser und Flüchtlingskinder zusammenzubringen, veranstaltete nun das „Sozial-Team“ aus Städtischer Jugendförderung und Betreuerinnen des ASB mit der Grundschule im Kirchgarten eine „Stadt-Rallye“. Die Drittklässler der Grundschule hatten dabei die Aufgabe, eine Tour durch ihre Heimatstadt zu planen. Die Route sollte alle Plätze enthalten, die aus Sicht der Kinder wichtig sind.
„Die Idee hinter der Rallye war, dass nicht Erwachsene die Stadtführung machen. Vielmehr sollten kleine Experten den gleichaltrigen Kindern aus Flüchtlingsfamilien ihre Stadt zeigen“, erläutert Babenhausens Jugendpfleger Michael Spiehl. Die Erkundung ihrer Heimatstadt war Anfang des Jahres Thema im Schulunterricht der Drittklässler. Ausgestattet mit speziellen Kinderstadtplänen lernten die Jungs und Mädchen ihr Babenhausen kennen.
Besonders wichtig finden die Grundschüler das Rathaus. Denn dort gibt es nicht nur die Kinderstadtpläne, sondern auch nette Mitarbeiter, die bei kleinen Problemen weiterhelfen, erfahren die Kinder aus der Erstaufnahme-Einrichtung. Außerdem zeigen die Grundschüler ihren Gästen die Stadtbücherei, das Territorialmuseum und den gruseligen Hexenturm. Bevor es zum Spielplatz weitergeht, können die Babenhäuser Schüler und die Kinder aus den Flüchtlingsfamilien einander Fragen stellen. Abdul Hakim Diabari aus Afghanistan und Housan Toama aus Syrien übersetzen.
„Ist es in der Kaserne gemütlich?“ – „Hat jeder von euch ein eigenes Zimmer?“ – „Wo sind eure Eltern?“ – „Was macht ihr den ganzen Tag?“ Die Grundschüler haben eine Menge Fragen. Immer dann, wenn die Dolmetscher nicht weiterwissen, springt Kerstin Burns ein, die im Auftrag des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) die Flüchtlinge in der Kaserne betreut. „Meistens spielen die Kinder in der ehemaligen Bowlingbahn, die zu einem Aufenthaltsraum umgebaut wurde“, erzählt sie.
Ein eigenes Zimmer habe kein Bewohner der Einrichtung. Üblicherweise gebe es ein Zimmer für eine ganze Familie. Die meisten Kinder seien mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen, manche aber auch mit entfernten Verwandten oder mit älteren Geschwistern. „Zwischen drei und sechs Monate verbringen die Menschen in der Erstaufnahme-Einrichtung, bevor sie an die Landkreise und Kommunen verteilt werden“, berichtet Burns. Viel Zeit vergehe mit Warten und Hoffen. Manche, wie die beiden Übersetzer, verbringen jede freie Minute damit, die deutsche Sprache zu lernen.
Einige Grundschüler boten an, zu helfen, organisierten auf die Schnelle einige Kinderstadtpläne und versprachen, in ihren Schränken nach Sportkleidung und Turnschuhe für die Flüchtlingskinder zu schauen. Auch Klassenlehrerin Jana Otto bot an, Arbeitsblätter für den Deutschunterricht zur Verfügung zu stellen.      (mel)

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