Die Volldampf-Waschmaschine aus dem Hause John hat schon der Großmutter des Achtundsiebzigjährigen gute Dienste geleistet. Obwohl sie noch viel Muskelkraft aufwenden musste, um das Gerät in Gang zu setzen, war die Erfindung doch schon ein großer Fortschritt gegenüber dem mühseligen Schrubben auf dem Waschbrett.
Die Maschine sieht der Trommel eines herkömmlichen Topladers ähnlich, hat die gleiche Form und wird auf die gleiche Weise befüllt wie ein modernes Gerät. Allerdings erfolgt der Betrieb manuell. Statt in einem Kunststoffgehäuse befindet sich die Trommel in einer Blech-wanne. Diese wurde mit Wasser gefüllt, das auf dem Kohleherd erhitzt werden musste. Die Wäsche bekam so eine Art Dampfbad. Nach einer gewissen Zeit, die im Ermessen der Hausfrau lag, wurde die Wanne vom Herd genommen, mit einem Blechdeckel verschlossen. Danach begann der kräftezehrende Teil, denn die Trommel musste mit einer Handkurbel für mehrere Minuten kräftig gedreht werden. Über kleine Öffnungen gelangte so das heiße Wasser in die Trommel; die Wäsche wurde buchstäblich gekocht.
Wie in allen Ortschaften auf dem Land gab es auch in Babenhausen eine Bleiche, also eine große Wiese, auf der die nasse Wäsche ausgelegt, dort von der Sonne getrocknet und zugleich ausgebleicht wurde. In Babenhausen befand sich die Bleiche zwischen Amtsgasse und Stadtmühle. Heute parken dort Autos.
Über die ehemalige Bleiche sind am vergangenen Wochenende wieder Tausende Besucher zur Oldtimer-Traktorschau hinter der Stadtmühle gekommen. Heinz Rühl ist Mitglied der Babenhäuser Traktorfreunde, die beim Babenhäuser Altstadtfest, seit nunmehr 13 Jahren zu einer großen Traktorenausstellung einladen. Zu der Präsentation mit bis zu 200 historischen Fahrzeugen gesellten sich mit der Zeit eine Ausstellung alter, landwirtschaftlicher Geräte. Diese wurde nun erstmals mit einigen Haushaltsgeräten aus längst vergangenen Tagen ergänzt.
Anlass, die Schau zu erweitern, waren die beiden Dachbodenfunde, die Heinz Rühl zufällig machte. „Es gibt noch eine zweite Waschmaschine aus einer späteren Baureihe“, erzählt er. Diese wurde bereits mithilfe eines Motors betrieben, machte ab etwa Mitte der 1930er Jahre das Waschen für Hausfrauen noch komfortabler. Ein Transmissionsantrieb verband über breite Lederriemen, die über Schwungräder liefen, einen Motor mit mehreren Maschinen. Darunter die etwa 80 Jahre alte Waschmaschine, die Heinz Rühl noch aus seiner Kinderzeit kennt.
Auch wenn das Wäsche waschen früher mühsam war und viel Zeit beanspruchte, habe es seine Familie gut getroffen, sagt Rühl. „Wir hatten immerhin eine eigene Waschmaschine. Die meisten Familien mussten zu einer Mietwäscherei am Hexenturm.“ Dies war ein Vorläufer heutiger Waschsalons, wo man gegen Gebühr eine der wenigen Waschmaschinen nutzen konnte.
Die Frage, wie viele einzelne Socken in „John´s Volldampf-Waschmaschine“ schon verschwunden sind, erübrigt sich. Denn das Gerät hatte keinen Wasseranschluss und keinen Schlauch, über den das Schmutzwasser - und mit ihm die eine oder andere Socke - hätte abgepumpt werden können. Zum Glück für den heutigen Besitzer, denn eine mehr als 100 Jahre alte Socke mag man sich lieber nicht vorstellen. mel
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