„90 Prozent sind Stress und 10 Prozent sind schön”: Achim Knoke ist der neue Bürgermeister von Babenhausen

Der Wechsel im Babenhäuser Bürgermeisteramt ist über die Bühne gebracht – Bürgermeisterin Gabi Coutandin blieben in diesem Augenblick noch einige Stunden im Amt, Achim Knoke konnte sich aber schon mit der Ehrenkette schmücken. Stadtverordneten-vorsteher Wulf Heintzenberg vereidigte den neuen Verwaltungschef während in der Verantwortung des Ersten Stadtrats Kurt Lambert die Verabschiedung Gabi Coutandins lag.

Vois sur ton chemin. Der Liedtext, den der Chor der Offenen Schule Babenhausen präsentierte, mag für beide gelten: für Bürgermeisterin a.D. Gabi Coutandin und den neuen Verwaltungschef Achim Knoke. Achte auf deinen Weg. In der Stadtverordnetenversammlung am vergangenen Donnerstag (15.) wurde Gabi Coutandin vom Ersten Stadtrat Kurt Lambert aus dem Dienst entlassen - Stadtverordnetenvorsteher Wulf Heintzenberg hingegen vereidigte Achim Knoke als neuen Bürgermeister der Stadt Babenhausen. Knapp 400 Gäste wurden Zeuge der Verabschiedung und der Amtseinführung und hörten zahlreiche Grußworte.

Erster Stadtrat Lambert stellte fest, dass sich Babenhausen in den letzten sechs Jahren „in sehr guter Weise“ entwickelt habe. Er nannte die Umgestaltung des Bahnhofs, das alte Feuerwehrgelände, die Ausweisung neuer Baugebiete und das Heimatmuseum - alles Dinge, die fortan mit dem Namen Gabi Coutandin verbunden seien. Die Bürgermeisterin würdigte das „faire Miteinander mit den Beschäftigten im Rathaus“ und bedankte sich bei den „Begleitern, die klaren Kurs gehalten haben.“ Als Kurt Lambert die Entlassungsurkunde an Gabi Coutandin überreichte, gab es Standing Ovations für die scheidende Rathauschefin.
Für die SPD-Fraktion trat Hans-Jürgen Lohde ans Rednerpult: „So wie wir Gabi Coutandin unterstützt haben, werden wir auch Achim Knoke unterstützen!“ Man habe schon viel angepackt, es gebe aber auch noch etwas zu tun. Er zählte die Kasernenkonversion, die Hauhaltskonsolidierung und die Kindergärten auf.
Heidrun Koch-Vollbracht wünschte sich vom Bürgermeister Knoke im Namen der CDU eine neue politische Kultur, die geprägt sein solle von Vertrauen und guter, offener Kommunikation. „Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit!“
Frank Ludwig Diehl (GRÜNE) sah im neuen Bürgermeister „kein ganz unbeschriebenes Blatt“ - man habe sich bei der parlamentarischen Arbeit bereits „kennen und schätzen“ gelernt. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, ich denke, es kann gelingen!“
Frank Bornschlegell (FREIE WÄHLER) versprach auch weiterhin eine „gute Zusammenarbeit“, während Andrea Möbius (FDP) knapp formulierte: „Coutandin gut - Knoke gut“. Für die BÜRGER  trat Ingrid Schuhmacher ans Pult und wünschte sich „innovative Ideen für unsere Stadt“ und eine „gute Hand in der Haushaltspolitik“.
Landrat Klaus Peter Schellhaas erkannte in den Redebeiträgen aus den Fraktionen „Brücken“ - dies sei ein gutes Zeichen. Sichtlich gerührt dankte der Bürgermeister von Bouxwiller, Alain Janus, für die gemeinsame Erklärung des Stadtparlaments (siehe Kasten). Während die Bouxwiller ein Präsent für Gabi Coutandin bereit hielten, ging Bürgermeister Knoke leer aus. „Damit Sie bald unsere Stadt besuchen kommen“, erklärte der Bouxwiller Bürgermeister. Seine Amtskollegin aus Lichtentanne, Inge Krauß, befand, dass „Bürgermeister“ das schönste Amt sei, das eine Gemeinde zu vergeben habe. Und schränkte gleichzeitig ein: 90 Prozent sind Stress und zehn Prozent sind schön. Weitere Grußworte sprachen die Vertreter der christlichen Gemeinden Babenhausens, die Schulleiter der sechs Babenhäuser Schulen und Helmut Fendt für die Babenhäuser Vereine.
Achim Knoke richtete unter anderem seinen Dank an Gabi Coutandin, die ihm gezeigt habe, dass Politik auch ohne Verbiegen möglich sei. Er wolle Babenhausen mit und für die Bürger gestalten, so Knoke, und dafür seine ganze Kraft einsetzen.
P.S.: Eine Stadtverordnetenversammlung beendet der Stadtverordnetenvorsteher. Wulf Heintzenberg tat dies, in dem er den Helfern dankte, welche die schöne Feier (es gab Darbietungen der Akzeptanz, des Gesangvereins Eintracht und von „ChorColores“ und ein feines Buffet)  in der Stadthalle möglich gemacht hatten - namentlich der städtischen Mitarbeiterin Judith Winterstein für die Organisation und dem Team  der TVB-„Blue Devils“ für´s Anpacken!     Text:tom/Fotos:hz

 

Kommentar:

Nach den Wellen der Begeisterung bitte jetzt eine Koalition der Vernunft...

Kurz nach der Wahl Gabi Coutandins zur Bürgermeisterin gab es nicht wenige Alteingesessene und „Kenner der politischen Szene“ Babenhausens, die wussten: „Das hält die Frau höchstens ein halbes Jahr durch!“ Pustekuchen. Vielleicht ist dies das Erstaunlichste an der Amtszeit Coutandins. Umgeben von einem Wald von Freunden, Fürsprechern, ja Fans war sie selbst kaum angreifbar. Kritik ging ins Leere, denn von ihrer Seite aus waren es sechs Jahre der guten Nachrichten. Und selbst als nun gegen Ende der Amtszeit die News etwas unangenehmer wurden („Bürger müssen sich auf erhebliche Mehrbelastungen einstellen“), der Begeisterung der Anhänger Coutandins hat das keinen Abbruch getan. Standing Ovations bei der Verabschiedung - es gab bestimmt schon Bürgermeister(innen), die weniger gut gelaunt verabschiedet worden sind, wenn sie die Stadtkasse den Bürgern mit einem Minus von 20 Millionen Euro zurückgeben (inzwischen muss man wegen der Kassenkredite wohl eher von 30 Millionen Euro ausgehen). Für so ein Städtchen mit gut 15.000 Einwohnern ist das doch eine ganz ordentliche Hausnummer und müsste wenigstens für ein paar wenige, negativ angehauchte Worte reichen. Nein. Keine schlechten Schlagzeilen, bitte. Denn wenn wir nur lang genug vom Aufschwung und steigenden Gewerbeansiedlungen sprechen, dann wird das auch so kommen! Eine Strategie, die manch ein Wirtschaftstheoretiker unterstützen würde... Ich hoffe hingegen, dass Achim Knoke da etwas Besseres einfallen wird. Allein muss er den Brocken nicht stemmen - die Signale aus den Fraktionen hatten alle die Stimmlage „Zusammenarbeit“. Eine Koalition der Vernunft, das wäre das notwendige Fundament, auf dem Babenhausen vor der drohenden Insolvenz gerettet werden könnte.     Thomas Hilzinger

 

Gemeinsame Erklärung aller Babenhäuser Parteien in der Stadt und im Stadtparlament  zur Verurteilung der islamistischen Terroranschläge in Paris im Januar 2015:
Islamistische Attentäter haben einen jüdischen Lebensmittelmarkt in Paris angegriffen und die Redaktionsräume des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo, das weltweit vor allem durch seine 2012 veröffentlichten Mohammed-Karikaturen Bekanntheit erlangte. Dieses Ausmaß an sinnloser und feiger Gewalt und Menschenverachtung ist ein abscheulicher Angriff auf die Menschlichkeit und durch nichts zu rechtfertigen. In einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft sind Presse- und  Meinungsfreiheit ein unerschütterlicher Grundsatz, der niemals aufgegeben werden darf. Unsere Gedanken sind bei den Menschen in Frankreich, unsere Anteilnahme gilt den Opfern und ihren Angehörigen.
Ein Angriff auf die Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft ist ein Angriff auf uns alle. Als Babenhäuser Parteien, sind wir von den Grundwerten unserer demokratischen Gesellschaft, von der Presse- und Meinungsfreiheit als Grundlage des friedlichen Lebens überzeugt. Wir begrüßen die eindeutige Distanzierung des Rats der Muslime in Frankreich, der die Anschläge als „barbarisch“ und Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit bezeichnet hat. Dies macht deutlich, dass auch die große Mehrheit der Muslime Terrorismus und Gewalt ablehnt. Gewalt ist ein Ausdruck von menschenverachtender Feigheit und muss konsequent mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln des Rechtsstaats verfolgt werden. Wir sind in diesen Tagen bei den Pariser Bürgerinnen und Bürgern.
Als demokratische Parteien stehen wir ein für die freie Meinungsäußerung und das Recht auf religiöse Freiheit. Wir stellen uns jedem Versuch entgegen, diesen schrecklichen Akt terroristischer Gewalt für politische Zwecke zu missbrauchen oder gar islamophobe Reaktionen damit anzuheizen. Dies verbietet sich aus Gründen der Menschlichkeit und des Respekts gegenüber den Opfern und ihren Angehörigen. In Babenhausen als offener und toleranter Stadt haben Rassismus und politisch-religiöser Fanatismus keinen Platz. Wir stehen für das offene Miteinander der unterschiedlichen Kulturen, Nationalitäten und Religionen und treten für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ein.

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