Kreisfeuerwehren proben in Babenhausen den Ernstfall

Pyrotechnik sorgte für ein realistisches Waldbrandszenario bei der Katastrophenschutzübung am Samstag.

Manchmal ist es hilfreich, wenn Feuerwehrleute eine rege Fantasie haben. Bei der Waldbrandübung am Samstagmorgen im Babenhäuser Forst ist eine starke Vorstellungskraft jedenfalls nützlich. Denn als die Einsatzkräfte im Babenhäuser Wald eintreffen, verziehen sich gerade die letzten Regenwolken. Hier und da fallen noch ein paar Tropfen, die Luft ist frisch und feucht. Das ist nicht eben die Witterung, bei der die zweit-höchste Waldbrandwarnstufe ausgerufen wird.

Die Skala reicht von eins bis fünf; die Einsatzkräfte müssen bei der Katastrophenschutzübung von Waldbrandwarnstufe vier (hohe Gefahr) ausgehen. Eigentlich sollte es dazu über einen längeren Zeitraum heiß und trocken sein. Doch kalendarisch hat der Sommer noch nicht einmal begonnen. Die kritischen Monate stehen noch bevor, und die Kreisfeuerwehren wollen darauf gut vorbereitet sein.
Die Bekämpfung von Waldbränden zählt zu den anspruchsvollsten Aufgaben der Wehren. Ortsangaben sind meist ungenau, die Suche nach einem oder mehreren Brandherden ist daher oft schwierig. So auch bei der Übung, an der 143 Feuerwehrleute aus dem Babenhäuser Stadtgebiet, aus Eppertshausen, Münster, Schaafheim und Dieburg, sowie den Nachbarlandkreisen Offenbach und Aschaffenburg teilnehmen. Auf einer 25 Hektar großen Einsatzfläche müssen fünf Brandstellen lokalisiert werden.

Dazu lässt Einsatzleiter René Beck vier Brandabschnitte bilden, die jeweils eigenen Leitungen unterstehen. Zwei Förster unterstützen die Einsatzkräfte der Wehren. „Bei Waldbränden ist die Hilfe der Förster für uns sehr wertvoll“, sagt Beck. „Sie kennen ihre Reviere, wissen, welche Wege von LKW befahren werden können. So können wir uns besser orientieren und sparen Zeit.“

Revierförster Lothar Seipp und der angehende Forstoberinspektor Tibor Pohle begleiten die Feuerwehrleute. Im Gepäck haben sie einen „Rettungspunkteatlas“. In ihm sind alle für schweres Gerät zugänglichen Wege, sowie Löschteiche markiert. Zwei Hydranten gibt es, dank der Wasserleitungen, die vom Wasserwerk bei Hergershausen zur Kernstadt führen. Sie sind jedoch zu weit von den verstreut liegenden Brandherden entfernt, sodass ein Pendelverkehr mit wasserführenden Fahrzeugen aufgebaut werden muss, die an den Hydranten aufgetankt werden und Löschwasser zu den Brandstellen transportieren.

Unter den Fahrzeugen ist ein Traktor, der einen großen Wassertank zieht und von einem Babenhäuser Landwirt gefahren wird. Vor Jahrzehnten, als die Freiwilligen Feuerwehren noch weit vom heute üblichen technischen Standard entfernt waren, seien die Landwirte unverzichtbare Helfer gewesen. „Viele Bauern hatten gefüllte Wasserbehälter auf ihren Höfen und waren sofort einsatzbereit, wenn es auf dem Feld oder im Wald brannte“, erklärt Stadtbrandinspektor Mario Wörner. „Das Verfahren hat sich bis heute bewährt.“

Hochsommerliche Temperaturen kann die Pyrotechnikgruppe zwar nicht simulieren, Rauch und Funkenflug dagegen schon. Ein Waldabschnitt ist bald in dichten, dunkelgrauen Rauch gehüllt, in dem die Feuerwehrleute kaum noch zu sehen sind. Die Wälder selbst seien es, die eine rasante Ausbreitung des Feuers verhindern könnten, sagt Kreisbrandinspektor Ralph Stühling, der jeden Handgriff der Einsatzkräfte genau beobachtet. „In Laubmischwäldern lässt sich Feuer besser unter Kontrolle bringen, als in reinen Nadelwäldern.“ In den hiesigen Wäldern könnten Bäume und Boden Feuchtigkeit länger speichern, während Nadelwälder schneller austrockneten und den Flammen reichlich Nahrung böten.

Ähnlich viel Sorge wie ein möglicher Waldbrand bereitet Stühling eine Besonderheit im Babenhäuser Forst: Teilweise gibt es dort keinen Handyempfang. Das gleiche Phänomen gibt es im Wald zwischen Hergershausen und Eppertshausen in der Gegend um das Gruppenwasserwerk. Wer dort einen Brand entdeckt, kann also keinen Notruf absetzen. „Dabei“, sagt Stühling, „ist eine schnelle Alarmierung mit genauer Ortsangabe das A und O für eine erfolgreiche Brandbekämpfung.“  
mel

 

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