Die Stadt Babenhausen steht unter vorläufiger Haushaltsführung der Kommunalaufsicht und das Damoklesschwert: ein Sparkommissar aus dem Ministerium droht.

Nach vielen Jahren unbegrenzter Schuldenmacherei, ist es nunmehr soweit: Die Stadt Babenhausen steht vor dem Abgrund der Zahlungsunfähigkeit, im privaten Bereich spricht man von einer Insolvenz.  
Wer aber ist Schuld an diesem Zustand?  Man glaubt es kaum: Keiner.  All die Bürgermeister nicht, die doch bei ihrem Amtsantritt hoch und heilig schworen Schaden von der Stadt abzuwenden und den Wohlstand zu mehren. Aber aus vielerlei Gründen, meist  politischen, das Gegenteil taten. Das Sahnehäubchen auf dem Ganzen war jedoch die Vorgängerin des jetzigen Amtsinhabers Knoke. Allenthalben hochgelobt, wegen der scheinbar dynamischen Stadtentwicklung ging Frau Bürgermeisterin  in die Vollen, verwirklichte teuere Projekte, sorgte für neue Planstellen im Rathaus, ließ die Ortsteile nicht im Regen stehen, unterstützte Vereine großzügig usw. So wird man schnell zu "Everyone's Darling" und ein Ruck schien durch Babenhausen zu gehen. Leider ging in dieser Zeit auch ein strammer Ruck durch das Babenhäuser Finanzwesen und zwar in die "Miesen". Die SPD-Bürgermeisterin soll, so wurde gelegentlich berichtet, den Haushalt mit einem Plus von  mehreren Millionen Euro übernommen haben. Als sie nach 5 Jahren abtrat, war die Stadtkasse leer und Millionen Schulden angehäuft. Momentaner Schuldenstand, so  war zu lesen, etwa 30 Millionen Euro, davon 8 Millionen besonders teuere Kassenkredite, die aber benötigt werden, um die laufenden Zahlungsverpflichtungen zu bedienen.
Der neu gewählte Bürgermeister Knoke, wußte als Insider genau über die schreckliche Finanzlage der Stadt Babenhausen Bescheid. Als er trotzdem keine Gelegenheit ausließ, die damals im Amt befindliche Bürgermeisterin über den grünen Klee zu loben und lauthals ankündigte er wolle ihre "erfolgreiche Arbeit" fortführen muß es nicht nur für den Stadtkämmerer wie eine unheilvolle Drohung geklungen haben. Aber die schlechte Finanzlage hat den neuen Bürgermeister auf den Boden der Tatsachen geholt. Denn was er bereits vor seinem Amtsantritt wußte, jedoch schlicht und einfach untergrub und nicht ansprach, ist nunmehr offensichtlich: Babenhausen ist so arm wie eine Kirchenmaus; Einnahmen und Ausgaben stehen in einem krassen Missverhältnis. In dem jährlichen Haushalt soll eine Lücke von etwa 2,5 Millionen Euro klaffen und zu allem Überfluss hat die eigene Partei, die SPD, keine Mehrheit mehr im Stadtparlament. Herr Knoke kann sich auf eine schwere und gar nicht so lustige Amtszeit einstellen, der politische Gegner wird ihn "weichkochen". Das hat er sich redlich verdient, denn er hat bei seiner Bewerbung zum Bürgermeister  geheuchelt und dem Bürger und Wähler bezüglich der wirklich fatalen Finanzlage keinen reinen Wein eingeschenkt. Die ungeschminkte  Realität ist der Wahrheit bester Freund und so muss der erst kürzlich ins Amt gewählte Herr Knoke über bittere Pillen nachdenken und letztlich auch verordnen: Schließung der Schwimmbäder  (großes Schwimmbad in Babenhausen, Kinderschwimmbad in Harpertshausen), keine von der Stadt finanzierten Altennachmittage mehr, nicht mal mehr Glückwunschkarten für die Senioren, Streichung der Vereinszuschüsse, Stellenreduzierungen usw. usw. Parallel dazu muss er Steuern erhöhen, weil auch für ihn nun mal das alte Sprichwort gilt; "wo du nicht bist Herr Organist, da schweigen alle Flöten".
Eine Stadt aber, ein Gemeinwesen definiert sich nicht alleine über den Bürgermeister, sondern insbesondere durch seine politischen Gremien. Im Stadtparlament, im Magistrat, den sogenannten Fachausschüssen, den Ortsbeiräten ( sage und schreibe sieben) wird diskutiert, gestritten, beantragt und beschlossen. Die hier agierenden Mitbürger sind in dem ein oder anderen Fall erst kurz in der Kommunalpolitik tätig andere schon erheblich länger, erlebten so den ein oder anderen  Bürgermeister hautnah, hatten  (und haben bis heute) ihre "Finger" über viele Wahlperioden im politischen Spiel, d.h. bestimmten die Geschicke dieser Stadt maßgeblich mit. Kann man hier Schuldige für die schreckliche Finanzsituation finden? Die Antwort lautet auch hier: Nein! Denn unsere Stadtpolitiker sind quasi die Unschuld selbst. Sie versichern glaubhaft, dass sie immer nur das Beste für sich selbst, für ihre Partei, ihren Ortsteil und schließlich auch für die Stadt anstrebten. Dabei stritten sie sich nicht selten bis zur offenen Feindschaft, was ihnen überregional den zweifelhaften Ruf "Babenhäuser Giftmischer" einbrachte. Speziell für Babenhausen ist auch, dass nicht mehr gewählte oder abgetretene ehemalige Bürgermeister weiterhin in der Kommunalpolitik an prominenter Stelle mitmischen, anstatt sich zurückzuziehen.  Ein   Ehemaliger hat sogar in diesem Zusammenhang die Parteifarben gewechselt um den früheren Parteifreunden lustvoll die Leviten lesen zu können. Freilich auch hier immer nur zum Wohle der Stadt und seiner Bürger. Alles in Allem ist es vielleicht sogar gut und notwendig, wenn diese Stadt unter fremde Haushaltsführung gestellt wird, denn dann ist gesichert , dass die notwendigen Sparmaßnahmen durchgezogen werden, denn "Not kennt kein Gebot". Unter Umständen kommt man auch zur weisen Einsicht, dass es fatal für ein Gemeinwesen ist, wenn Jahr um Jahr mehr Geld ausgegeben als eingenommen wird. Denn der Krug, so ein altes Sprichwort, geht so lange zum Brunnen bis er bricht.
Da steht er nun vor dem Rathaus, der SPD Bürgermeister Knoke, und hält dem Fotographen, im Rahmen eines Interviews mit dem Darmstädter Echo, hemdsärmelig und traurig lächelnd symbolisch die trostlos leere Faschingskasse hin. Den Sparkommissar im Rücken, bettelt er bei der Opposition um Unterstützung seiner Steuererhöhungspläne. Herr Bürgermeister zeigen Sie Stärke, zeigen Sie Kompetenz, überzeugen Sie mit Lösungsvorschlägen, schmieden Sie robuste, auf Vertrauen basierende Bündnisse, freilich auch überparteilich, pfeifen Sie auf den Ratschlag notorischer Quertreiber, Trickser und Unruhestifter, auch wenn Sie aus der eigenen Partei kommen, mit deren Hilfe Sie ins Amt kamen. Zum Wohle der Stadt Babenhausen.
Wie sagen die alten Seemänner: "Bei schönem Wetter kann jeder segeln,  erst bei Sturm zeigt sich der wahre Kapitän".
   Herbert Bangert, Babenhausen

Kommentare

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15. August 2016 - 20:03

Wer ist schuld an diesem Zustand

Ihre Frage ist leicht zu beantworten. Da nicht die Bürgermeister/innen und nicht die Stadtverordneten, wer dann? Die Wähler und Nichtwähler, wer sonst!! Die einen, weil sie bei diesem Angebot nicht zur Wahl gehen und die anderen, da sie immer wieder die Selben wählen und nichts dazulernen. Jetzt wurde der Stadt auch von offizieller Seite bescheinigt, dass Babenhausen mehr Unternehmen und mehr gut verdienende Mitbürger benötigt. Das war eigentlich jedem schon vorher klar. Und was werden nun die Stadträte/innen tun? Sie werden die Gewerbesteuer und die Grundsteuer B erhöhen. Ein Konzept das die Kompetenz dieser Personen aufzeigt. Die CDU wird auch ihr Wahlversprechen aufkündigen, da sie vermutlich nicht bereit sein wird, die dicken Bretter zu bohren. Leider ist die Berichterstattung der Parteien wie auch der Stadt über die Zahlen und Konzepte katastrophal, aber die Bürger müssen ja nicht alles wissen. Sie schreiben auch von Kassenkrediten über 8 Mio. Es wäre interessant zu erfahren wie hoch die Zinsen sind. Ein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag - Erhöhung dieser, da es ja inzwischen Banken gibt die dafür nicht kassieren sondern sogar Zinsen zahlen. Ein Vorschlag zur Reduzierung des Haushaltsdefizits. ;-)

16. August 2016 - 14:30

Leider haben sie recht

Die Berichterstattung der Stadtverantwortlichen, uns Bürgern gegenüber, ist leider katastrophal. Man wird schon wissen warum. Leider interessieren sich auch unsere Medien kaum um Information uns Bürgern gegenüber. Wer die Beiträge der letzten 2 Wochen liest (damit meine ich die Zeitung aus der Stadt "O") muss sich fragen: Ob Lappalien wichtiger sind als den Stadtverordneten auf die Finger zu sehen? Da fehlt wohl der nötige Kritikwille? Vom Generationenspielplatz und dessen Vorgänge liest man bei dieser Zeitung auch nichts. Soll wohl verschleiert werden?

17. August 2016 - 15:33

Leider haben Sie recht

Dass sich unser Bürgermeister mit der leeren Faschingskassette vor seinem Dienstgebäude bzw. – unserem Rathaus- traurig lächelnd fotografieren lässt, finde ich vor dem Hintergrund der prekären finanziellen Situation unserer Stadt nur noch peinlich und ganz und gar nicht lustig. Man kann dieses ständige Gejammer schon fast nicht mehr ertragen. Herr Knoke lamentiert bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit und die erwähnte Presse (nicht die BZ) gibt ihm hier auch noch die benötigte Bühne. Wie von Herrn Bangert bereits sehr ausführlich dargelegt, ist es an der Zeit, Stärke und Kompetenz zu zeigen und mit Lösungsvorschlägen zu punkten bzw. zu überzeugen. Dafür erhält unser Stadtoberhaupt ja immerhin -auch bei vorläufiger Haushaltsführung- weiterhin seine monatlichen lukrativen Amtsbezüge. Wie man hört, muss wegen des Mehrgenerationenspielplatzes schon zum wiederholten Male eine bestimmte Anwaltskanzlei die Interessen der Stadt Babenhausen (z.B. Kasernenkonversion, „Frauenborn“, VW-Gelände usw.) vertreten. Bei diesen -wegen der regelmäßigen notwendigen Inanspruchnahme- mittlerweile schon gehäuften Honoraren greift leider nicht die vorläufige Haushaltsführung. Vielleicht sollte sich erwähnte Anwaltskanzlei an Stelle des I-Punktes und des Frauenforums etablieren, da könnte sich die Verwaltung bei allen anfallenden Problemen -quasi über den kurzen Dienstweg- beraten lassen. Darüber hinaus würde hier mit der monatlichen Miete auch ein kleiner Beitrag zur Haushaltskonsolidierung beitragen. Hern Knoke kann nur immer wieder folgender Rat erteilt werden: Trennen Sie sich von „Everyone’s Darling“, diese Dame war keine gute Lehrmeisterin für Sie.

11. August 2016 - 19:46

Richtigstellung

Ein sehr trefflicher Kommentar besonders über die "Leistungen" der vorherigen Bürgermeisterin. Der Bürgermeister "segelt" zur Zeit nicht, sondern er jammert jeden Tag über die fehlenden Veranstaltungen mit Kaffee und Kuchen. Vor der Wahl hat man uns mit Versprechungen abgespeist und nun werden wir mit Jammern überhäuft. Kompetenz zeigt man, wenn man sich der Aufgabe stellt und nicht permanent über die schlimme Lage beschwert, die man zum großen Teil selbst verursacht hat. Schwimmbad und besonders der I-Punkt gehören auf den Prüfstand und geschlossen. 175 Dauerkarten für das Schwimmbad sprechen für sich. Wie effektiv der I-Punkt ist sieht man an den veröffentlichten Events die aus dem Jahr 2013 stammen !!!!! Daran sieht man den Informationswert an die tausenden Touristen die Babenhausen scheinbar besuchen. Es ist Zeit, dass jemand kritisch und neutral über die Schuldentreiber der Stadt sieht.



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