Turnverein Babenhausen Gemeinsam eine „Kultur des Hinsehens” entwickeln

Die 13 Teilnehmer beim Basismodul über „Kindeswohlgefährdung“ kamen nicht nur aus den eigenen Reihen des TV Babenhausen, sondern auch vom TV Hergershausen und der Grundschulbetreuung in Langstadt. Die Referenten Andrea Zemke und Christian Bausch von der „Sportjugend Hessen“ freuen sich darüber, möglichst viele Schulen und Betreuungseinrichtungen ins Boot zu holen, um eine „Kultur des Hinsehens“ zu entwickeln.

Vergangenen Montag fand in den Räumen des TV Babenhausen ein Seminar zum Thema „Kindeswohlgefährdung statt. Die beiden Referenten von der „Sportjugend Hessen“ Andrea Zemke und Christian Bausch beleuchteten dabei das Thema besonders unter dem Aspekt Bewegung und Sport. Gerade im Sport gehöre Körperlichkeit und Anfassen (zum Beispiel bei Hilfestellung) dazu, so Zemke.

Als Zemke im Februar ihre Stelle als Sport-Managerin beim TVB antrat, war es ihr ein Anliegen, die vielen Übungsleiter des Vereins in gezielten Fortbildungen zu schulen: Basismodule über „Mobbing“, „Gesunde Kommunikation“, „Digitalisierung“ und „Kindeswohlgefährdung“ sollen den Anfang machen. Aufbaumodule seien bereits in Planung, so Zemke, die als Vorstandsmitglied bei der „Sportjugend Hessen“ zuständig für das Thema „Kindeswohl“ ist und mit ihrem Verbandskollegen Christian Bausch seit langer Zeit Seminare dazu anbietet.
Besonders erfreut sei sie mit der Gruppenkonstellation der Teilnehmer, die nicht nur vom TVB, sondern auch vom TV Hergershausen und der Grundschulbetreuung in Langstadt kamen. Durch die unterschiedlichen Charaktere und Einsatzgebiete habe sich eine perfekte Diskussionskultur gebildet, die den regen Austausch und die aktive Erarbeitung einiger Themenpunkte ermöglichte. Man wolle „gemeinsam eine Kultur des Hinsehens entwickeln“ und hole deshalb weitere Institutionen ins Boot. Die Teilnehmer wurden zum Nachdenken angeregt, denn es ging im Seminar nicht nur darum, einen Schutzraum für die Kinder und Jugendlichen zu schaffen, sondern auch eigene Grenzen zu erkennen und zu kommunizieren. Transparent mit dem Thema umgehen und zu betonen, dass Grenzen wichtig sind.
Als die drei Säulen des Seminars sieht Zemke a) die Prävention und (wenn erforderlich) Intervention, b) den Schutzraum, der Kinder reflektieren lässt und sie stärkt, sich zu verteidigen und c) den Schutz der Übungsleiter/Betreuer vor falscher Verdächtigung. Übungsleiter im Sport seien sehr prägende Personen für junge Menschen und hätten eine besondere Vertrautheit mit ihren Schützlingen. In kleinen Gruppen erarbeiteten die Teilnehmer, wie sie vorgehen sollten, wenn ihnen etwas auffällt, das das Kindeswohl gefährden könnte. Dabei sei „Ruhe bewahren“ oberstes Gebot, denn ein voreiliges und unüberlegtes Einmischen könnte oft mehr Schaden als Nutzen bewirken. Nie im Alleingang etwas unternehmen, sondern sich stets erst mit Kollegen über Verdacht und Beobachtungen beraten, war eine weitere sehr wichtige Regel. Zudem lernte man, welche Ansprechpartner man jederzeit hinzuziehen könne: auch beim TVB gebe es schließlich zwei Kindeswohl-Beauftragte und über die Sportjugend Hessen bekäme man Hilfe von Profis, um den Einzelfall richtig anzugehen.
In der mehrstündigen Fortbildung bekamen die Teilnehmer nicht nur theoretisch einen Leitfaden an die Hand, sondern auch ganz praktisch wurden diverse Settings durchgegangen, wie sie im Sport häufig geschehen: so wurden im letzten Teil des Abends im Übungsraum verschiedene Hilfestellungen gezeigt, die auch ein unabsichtlich unangenehmes Anfassen verhindern können. Julia Sturm, die ihr FSJ im Turnverein absolviert, war sehr dankbar für die gezielte Hilfe bei einem Thema, das ihr in ihrer Abschlussarbeit sehr zugute kommen wird. Der direkte Bezug zur Praxis sei sehr wertvoll für sie, wie sie im Anschluss erzählt: „Durch die praktischen Übungen der Hilfestellung kann man unreflektiertes Anfassen vermeiden und ich lernte einige Alternativen zu manchen Griffen.“ „Den Kindern immer wieder zu vermitteln, dass es okay sei „Nein“ zu sagen, wenn sie sich nicht wohl bei etwas fühlen. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und so werden sie erst gar nicht zu „Opfern“. Ihre eigenen Grenzen verteidigen, ist wichtig!“, so resümiert eine andere Teilnehmerin den interessanten Abend bei der abschließenden Auswertungsrunde mit Fragebögen. Christian Bausch und Andrea Zemke freuen sich über die sehr positiven Rückmeldungen.         Kb

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