Portrait: Volker Mürle – 35 Jahre in der Kommunalpolitik

Nach seinem Ausscheiden aus der Babenhäuser Kommunalpolitik hat Volker Mürle (73) nun mehr Zeit für seinen Garten.

Von seinen 73 Lebensjahren war Volker Mürle 35 Jahre in der Babenhäuser Kommunalpolitik aktiv. Nun sei es an der Zeit gewesen, sich aus dem politischen Geschäft zurückzuziehen, findet der Harreshäuser.

„Meinem Beruf als Leiter einer kaufmännischen Fachschule in Frankfurt sowie der ehrenamtlichen Arbeit in Ortsbeirat, Stadtparlament und Magistrat habe ich viel Zeit gewidmet. Hobbys und vor allem meine Familie mussten da so manches Mal zurückstehen“, erzählt Mürle. Den privaten Dingen möchte der dreifache Familienvater nun mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenken.
„Nach so vielen Jahren fällt es mir trotzdem nicht leicht, mich von der Kommunalpolitik zu lösen. Die Arbeit war sehr interessant und die Zeit ereignisreich. Es gibt einiges, worauf ich und die anderen Akteure – von den Mandatsträgern bis zu den Bürgermeistern – zufrieden blicken können.“ Von 1993 bis 2001 war Volker Mürle Ortsvorsteher von Harreshausen. Diese Zeit sei ihm besonders positiv in Erinnerung. „Im Ortsbeirat konnten wir damals viel bewegen. Der Ortseingang wurde attraktiv gestaltet, die Bahnunterführung verbreitert, sodass Fußgänger und Radfahrer dort nun sicher unterwegs sein können. Auch konnten wir die Pläne für einen weiteren Kiesabbau nahe dem Ortsrand abwenden.“
Vieles, was damals bedeutend war, sei heute fast vergessen. Doch der Stadtteil sähe heute anders aus, hätte sich der Ortsbeirat damals nicht so deutlich für Harreshausen engagiert, ist Mürle überzeugt. „Die Zeit als Ortsvorsteher hatte mich am stärksten gefordert. Man ist erste Ansprechperson im Ort, wird mit vielen Anliegen konfrontiert. Zur gleichen Zeit saß ich für die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Als ich Schulleiter wurde, musste ich schweren Herzens ein politisches Amt aufgeben und beschloss, nicht mehr für den Ortsbeirat zu kandidieren.“
Eigentlich wollte Volker Mürle schon zur Kommunalwahl 2011 nicht mehr antreten. „Doch die Entscheidung über den Standort für die Kindertagesstätte Ludwigstraße war mir ein wichtiges persönliches Anliegen und ein wesentliches Motiv für meine nochmalige Kandidatur.“ Die U-3-Betreuung mit dem Um- oder Neubau der entsprechenden Einrichtungen sowie der Einstellung der zusätzlichen Erzieherinnen sei für alle Kommunen eine große Aufgabe.
„Der Bund hat zwar die Richtung vorgegeben, es aber versäumt, die Städte und Gemeinden mit den nötigen Finanzmitteln auszustatten“, sagt Mürle. Dies und das lange Zögern der Stadt bei der Ausweisung neuer Gewerbegebiete seien die Hauptgründe für die derzeitige finanzielle Schieflage. „Wir haben in den vergangenen Jahren zwar bei der Gewerbeansiedlung einen großen Schritt nach vorn gemacht. Aber bis sich die Einnahmen aus der Gewerbesteuer bemerkbar machen, vergeht noch einige Zeit.“
Dass Vereine und andere Institutionen nun von der Kürzung oder gar Streichung finanzieller Leistungen betroffen sind, sieht Mürle mit Sorge. „Unser ältester Sohn kam mit Down-Syndrom zur Welt. In den siebziger Jahren, als man den Begriff Inklusion noch nicht einmal kannte, wurde er überall problemlos aufgenommen – vom Kindergarten bis zum Handballverein.“ In Babenhausen gebe es ein starkes soziales Bewusstsein.
Von 2011 bis 2016 saß Volker Mürle im Magistrat der Stadt Babenhausen, eine Zeit, die er als besonders angenehm empfand. „Die Magistratsmitglieder haben sehr gut zusammengearbeitet, die Diskussionen verliefen kultiviert und ohne Streit.“ In der zurückliegenden Legislaturperiode seien wichtige Projekte realisiert worden wie die Sanierung des Bahnhofs in der Kernstadt. „In 35 Jahren Kommunalpolitik hat mich immer wieder irritiert, dass alle dasselbe Ziel haben, aber selten einen gemeinsamen Weg dorthin finden.“       mel

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