40 Jahre FDP Babenhausen: „Man kann viel erleben und muss auch einiges ertragen”

Politikprominenz zum 40jährigen Jubiläum des Ortsverbandes der FDP Babenhausen: Dr. Wolfgang Gerhardt, Landrat Klaus Peter Schellhaas, Bezirksvorsitzender der FDP Südhessen, Moritz Promny, der FDP-Kreisvorsitzende Jürgen Lilge, der Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Klaus-Jürgen Hoffie und Horst Schulze, Kreisvorsitzender der FDP Darmstadt-Dieburg.

Brauchen wir die FDP? Am vergangenen Freitag (17.) feierte der Ortsverband der Liberalen in Babenhausen - heute 13 Mitglieder stark - das 40jährige Bestehen. Ehrengast im blau-gelb geschmückten kleinen Saal der Stadthalle war Dr. Wolfgang Gerhardt.

Er war von 1987 bis 1991 Hessischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, von 1998 bis 2006 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und von 1995 bis 2001 FDP-Bundesvorsitzender. Seit 2006 ist er Vorstandsvorsitzender der liberalen Friedrich-Naumann-Stiftung.
In Babenhausen referierte Gerhardt vor über 80 Gästen über die Freiheit als integralen Bestandteil der politischen Ausrichtung der FDP. Aber auch über die Bedeutung der Bildung - der Pflicht, Chancen auf Bildung zu ermöglichen und auch über die Verpflichtung hieraus Nutzen ziehen zu dürfen. Die Verantwortung des Einzelnen für sein eigenes Handeln und eben auch das mögliche Versagen betonte er mehrmals. In Deutschland verbreite sich jedoch zunehmend die Einstellung, sich als Opfer darzustellen statt Eigenverantwortung zu pflegen.
Dr. Heinrich Kolb ist prominentestes Mitglied des Babenhäuser Ortsvereins. In Babenhausen geboren,  war er von 1992 bis 1998 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und von 2009 bis 2013 stellvertretender FDP-Bundestagsfraktionsvorsitzender. Durch seine Initiative  kam auch der Besuch Gerhardts zustande. In Kolbs Rede war die Enttäuschung zu erkennen, dass gerade in den neuen Bundesländern das Wahlrecht nicht mehr umfänglich wertgeschätzt werde, wie die Landeswahlen in diesem Jahr belegten. Er habe sich intensiv über Lebensgefühl der Wendezeit informiert. Hätte man vor 25 Jahren nach der Wichtigkeit in den Grundsätzen der französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ gefragt, so wäre die Freiheit an erster Stelle gestanden, ist sich Kolb sicher. Eine Prise Ironie schwang mit, als er erklärte, dass die Lebenszeit als Liberaler doppelt gezählt werden müsse. „Man kann zwar viel erleben, aber man muss auch einiges ertragen!“
Thorsten Kind, Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes, moderierte den Abend und zeichnete Mitglieder aus, die seit mehr als 30 Jahren der FDP die Treue halten: Petra Palm-Hantke, Manfred Klaes, Dietrich Wolter und Dr. Heinrich Kolb nahmen die Präsente dafür entgegen.
Besonders geehrt wurde Georg Wittenberger, letztes Gründungsmitglied des Babenhäuser Ortsverbandes. Er erinnerte in seiner Rede daran, dass der Ortsverband einst der mitgliederstärkste Verband im Landkreis Darmstadt-Dieburg war. 1968 war Wittenberger in
Offenbach in die FDP eingetreten, siedelte dann nach Babenhausen um und war hier am Aufbau des Ortsverbandes beteiligt. Die Gründungsversammlung fand in der Gaststätte „Michelsbräu“ statt, heute als „Roter Hahn“ bekannt. Zur Versammlung kam der Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry. Auch der Landtagskandidat Dr. Gerhard Bengeser war dabei. Vorsitzender wurde Gerhard Holz, sein Vertreter Walter Elwitz, Rolf Starke wurde Schatzmeister und Gottfried Schütze, damals Bahnhofsvorsteher in Babenhausen, Beisitzer. Mit kurzer Unterbrechung war die FDP seitdem in der Stadtverordnetenversammlung, den Ortsbeiräten und auch im Magistrat der Stadt vertreten. Seinen historischen Rückblick band Wittenberger in die Lebensgeschichte von Wilhelm Schulz ein, dessen freiheitliche Gedanken und sein freiheitliches Wirken ihm im Jahre 1833 den Urteilsspruch „Fünf Jahre Festungshaft“ einbrachten. Zunächst inhaftiert in Darmstadt, wurde er nach kurzer Zeit nach Babenhausen gebracht und im dortigen Schloss, das damals als Militärgefängnis diente, eingesperrt. Seine Briefe - in Auszügen von Wittenberger zitiert - zeugen von aufrichtiger Liebe und Sehnsucht nach Freiheit. Schulz gelang mit Hilfe seiner Frau Caroline schließlich die Flucht.
Wer an diesem Abend den Ausführungen folgte, die auf die politischen Verhältnisse in der DDR, in China, Südamerika und auch Russland verwiesen und auch die Erlebnisse des Wilhelm Schulz reflektierte, der verließ den kleinen Saal der Stadthalle Babenhausen in der Gewissheit: die Liberalen in Deutschland haben sich die Freiheit auf die Fahnen geschrieben und deswegen brauchen wir die FDP.     tom

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