Sparkasse und Volksbank in Hergershausen: Sieben Treppenstufen sorgen für lauten Bürgerprotest

Finanzgeschäfte werden immer seltener an den Schaltern der Bankfilialen gemacht sondern mobiler, flexibler und schneller online oder per App erledigt. Das veränderte Nutzungsverhalten der Kunden verändert zunehmend die Bankenlandschaft.

Kleine Filialen, die von weniger als fünf Kunden pro Stunde aufgesucht werden, wurden bereits geschlossen oder werden in den nächsten Monaten aufgegeben.
Unter jenen Volksbank- und Sparkassenfilialen, die geschlossen und durch einen SB-Terminal ersetzt wurden, sind auch die im Babenhäuser Stadtteil Hergershausen. Zum 1. April wurden die Schalter geschlossen und das Personal abgezogen. Die verbleibenden Serviceleistungen der Sparkasse wurden von der Jahnstraße in die Mainstraße 11 verlegt, wo sich die beiden Geldinstitute nun das Foyer der bisherigen Volksbankfiliale teilen. Dort stehen nun nur noch Geldautomat und Kontoauszugsdrucker zur Verfügung.
Dass die Bankmitarbeiter und somit Ansprechpartner für die Kunden fehlen, war für etwa 60 Hergershäuser Bürger zwar auch ein Grund, warum sie am Samstagnachmittag vor dem neuen SB-Standort gegen die Schließung der bisherigen Filialen protestierten. Hauptsächlich ging es ihnen jedoch darum, dass Geldautomat und Auszugsdrucker nur über eine Treppe zu erreichen sind, der Zugang damit nicht barrierefrei ist.
„Die Entscheidung von Volksbank und Sparkasse ist im Hinblick auf ältere Bürger, Menschen mit Behinderung und Eltern mit Kinderwagen sehr bedenklich“, fasste Karin Sauerwein bei der Kundgebung zusammen. „Die Räume der Volksbank sind nicht behindertengerecht, da sie nur über eine Treppe mit sieben Stufen erreichbar sind. Für die Bankkunden ist das eine erhebliche Verschlechterung.“
In einem Brief an den Vorstand der Sparkasse Dieburg weist Karin Sauerwein im Namen der betroffenen Bürger darauf hin, dass die Verlagerung der Sparkasse, die bisher barrierefrei war, in das Volksbankgebäude einen groben Verstoß gegen das Gleichstellungsgesetz darstelle. Menschen mit und ohne Behinderung würden ohne Grund unterschiedlich behandelt. Auch würde die gesellschaftliche Teilhabe behinderter Menschen beeinträchtigt. Zudem müssten laut Hessischer Bauordnung öffentlich zugängliche Einrichtungen barrierefrei sein.
Für den Bau einer Rampe fehle der Platz, zudem werde die maximale Neigung überschritten, antwortete die Sparkasse Dieburg nach Rücksprache mit der Volksbank Maingau auf das Schreiben. Für Kunden, die nicht in der Lage seien, die SB-Stelle zu besuchen, würden beide Geldinstitute künftig Freiumschläge für Überweisungen sowie einen Lieferservice für Bargeld anbieten. Das bestätigte Hergershausens Ortsvorsteher Horst Grimm, der am Vorabend die Vertreterversammlung der Volksbank Maingau besucht hatte.
Damit wollen sich die Hergershäuser Bürger nicht zufrieden geben. Sie möchten, dass der Zugang barrierefrei und für alle Kunden zugänglich wird. „Am besten wäre es, wenn das ehemalige Sparkassengebäude in der Jahnstraße wieder genutzt würde“, sagt Karin Sauerwein. Zwar hätten auch in der Vergangenheit gehbehinderte Menschen ihre Bankgeschäfte im Volksbankgebäude, das jetzt SB-Stelle ist, erledigt. „Doch damals gab es hier Personal und zu den Öffnungszeiten immer jemanden, der helfen konnte“, sagt sie.
Ortsvorsteher Grimm bedauerte, dass die Organisatoren der Kundgebung keine Vertreter der beiden Geldinstitute für ein klärendes Gespräch eingeladen hatten. Er teilte mit, dass Volksbank und Sparkasse ihre SB-Leistungen in den barrierefreien Bereich des Supermarktes verlegen würden, sobald dieser errichtet sei. Gegenwärtig gibt es für das seit langem gewünschte Vorhaben allerdings keine erkennbare Weiterentwicklung.       mel

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