Landesehrenbriefe für Holger Plischke und Walter Herbert

Die Ehrung von Bürgern, die sich mit besonderem ehrenamtlichen Engagement verdient gemacht haben, kann durchaus lehrreich sein. Beim Rückblick auf die Jahrzehnte währenden, ehrenamtlichen Tätigkeiten tauchen mitunter Stationen auf, die auch einen Landrat verblüffen können.

So gestand Klaus-Peter Schellhaas, der am Freitagabend beim Empfang des Babenhäuser Vereinsgremiums mit Holger Plischke und Walter Herbert gleich zwei verdiente Bürger der Stadt mit dem Landesehrenbrief auszeichnen konnte, dass er noch nie zuvor von einer Gruppe namens „Eumels“ gehört habe. Der Jugend, Kultur- und Freizeitclub existiert zwar noch, betreibt nach wie vor ein Freizeitgelände inmitten der Kleingartenparzellen am Babenhäuser Wasserschloss. Doch die Hochphase des Clubs liegt schon einige Jahre zurück.
In den siebziger Jahren wurde der Club von einer Gruppe engagierter Jugendlicher aus der Taufe gehoben, unter ihnen Holger Plischke, der 1977 dort das Amt des Rechners übernahm. Plischke war 15 Jahre alt, als er bei den „Eumels“ seine aktive ehrenamtliche Laufbahn begann. Kurz zuvor war er bereits dem Carnevalverein Babenhausen (CVB) beigetreten. Jugendclub und CVB hatten bis weit in die achtziger Jahre hinein eine enge Verbindung, waren es doch die „Eumels“, die mit Motivwagen, die stets Bezug auf ein lokalpolitisches Thema nahmen, den Fastnachtsumzug bereicherten.
Noch heute erinnere man sich gern an die bissigen Seitenhiebe der jungen Leute aufs politische Geschehen in der Stadt, sagte Helmut Fendt, Vorsitzender des Vereinsgremiums. Er regte an, die Tradition wieder aufleben zu lassen. Sein Appell erreichte viele Zuhörer, denn zum Publikum gehörten viele Fastnachter und einige Herren des CVB-Elferrats, die gekommen waren, um ihrem Mitglied Holger Plischke zur Verleihung des Ehrenbriefs zu gratulieren.
Bei zwölf Fremdensitzungen zählte Plischke zum Elferrat, eine Tätigkeit, die im Vergleich zu früheren Aktionen einen eher gemächlichen Charakter hat. Gastredner Manfred Kunkel erinnerte an den Bau eines Umzugswagens im bitter kalten Winter 1985, in dem Holger Plischke Temperaturen von etwa minus 25 Grad Celsius trotzte und den Wagen tapfer durch die Kälte manövrierte.
Auch beim Handballverein SG-Rot-Weiß gab der 53-Jährige nach seiner Laufbahn als aktiver Spieler sein Wissen weiter, trainierte den Handballer-Nachwuchs. Größter Erfolg war der Aufstieg der B-Jugend in die Oberliga unter Leitung der Babenhäuser Handballer-Legende Willy Willand und Co-Trainer Holger Plischke.
Neben den Vereinstätigkeiten kümmert sich der frisch gebackene Träger des Landesehrenbriefs auch beruflich um die Nachwuchsförderung. Als Werkzeugmachermeister hat er schon etliche junge Handwerker ausgebildet; als Prüfer der IHK nimmt er seit 26 Jahren Zwischen- und Abschlussprüfungen von Auszubildenden ab. Wenn sich die Arbeit mit den jungen Menschen auch verändert habe, die sozialen Kompetenzen ebenso wichtig geworden seien wie das fachliche Lernen, mache es ihm große Freude, die Jugendlichen auf ihrem Weg in die Berufswelt zu begleiten, sagt er. So ist Holger Plischke bei der Job-Info-Börse an der Offenen Schule stets mit einigen Lehrlingen vertreten, stellt dort die Ausbildungsmöglichkeiten beim Unternehmen Continental vor.
Auch Walter Herbert erhielt aus den Händen von Landrat Klaus Peter Schellhaas den Ehrenbrief des Landes Hessen, denn er gehört zu jenen Menschen, die für das Gemeinwesen einer Kommune praktisch unverzichtbar sind. Zum einen ist der 66-Jährige seit Jahrzehnten in Vereinen und Kommunalpolitik engagiert, zum anderen gilt er als eine Art lebendes Archiv.
Es gibt wohl kaum einen Beschluss des Babenhäuser Vereinsgremiums der vergangenen 30 Jahre, dessen Ergebnis Walter Herbert nicht aus dem Stand heraus nennen kann. Seit den achtziger Jahren ist Herbert Mitglied des Gremiums, dem aktuell 17 Gruppen und Vereine angehören. Er setzte sich dort für die Zusammenarbeit der örtlichen Vereine ein, hatte fast drei Jahrzehnte das Amt des Schriftführers inne und war über längere Zeit zweiter Vorsitzender.
Zwei der größten Veranstaltungen der Stadt – das Altstadtfest im Spätsommer und der närrische Umzug am Fastnachtsdienstag – hat Walter Herbert mit aufgebaut und setzt sich bis heute dafür ein, dass die über die Stadtgrenzen hinaus beliebten Events den Babenhäusern und den Gästen aus der Umgebung erhalten bleiben. In den 90er Jahren war Herbert Mitinitiator und -organisator der Volkswandertage, die bis zu 1.000 Teilnehmer lockten.
Der Carnevalsverein Babenhausen (CVB) lag Walter Herbert stets besonders am Herzen. 1983 trat er dem Verein bei, war Mitglied des Fastnachtskomitees und des Elferrats. Er zeichnete für viele erfolgreiche und vergnügliche Fastnachtssitzungen und -umzüge, Rathausstürme und Kappenabende mitverantwortlich. 1987 übernahmen Walter Herbert und seine Frau Ingrid als Prinzenpaar die Regentschaft über das Babenhäuser Narrenvolk.
Auch kommunalpolitisch ist der Babenhäuser seit Jahrzehnten aktiv. Kurz nach der Gebietsreform, als sechs bislang eigenständige Gemeinden zur Stadt Babenhausen zusammengefügt wurden, eine zentrale Verwaltung und ein gemeinsames Stadtparlament erhielten, übernahm Herbert erstmals das Amt des Ortsvorstehers. Er hatte stets ein offenes Ohr für die Belange der Bürger in der Kernstadt, vertrat deren Interessen gegenüber den Stadtverordneten.
Aus beruflichen Gründen habe er die kommunalpolitische Arbeit zwischenzeitlich zurückfahren müssen, erzählt der gelernte Elektriker, der später häufig im Außendienst unterwegs war. Nun, als frisch gebackener Ruheständler, könne er sich den ehrenamtlichen Aufgaben wieder intensiver widmen. So ist Walter Herbert seit einem Jahr Vorsitzender der Freien Wähler Babenhausen und übernahm 2012 erneut die  Aufgaben des Ortsvorstehers. Er setzte sich unter anderem dafür ein, dass in der Kernstadt als Erinnerung an die einst dort lebenden jüdischen Bürger Stolpersteine verlegt wurden. (Text/Foto: mel)

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