Kochen für Senioren leicht gemacht

Ganzheitliches Pflegekonzept erfordert Kochkurs für Pflegekräfte

Kräftige Würze und kochen wie früher stehen auf dem Plan des einjährigen Kochkurses.

In der Küche der Eduard-Flanagan-Schule herrscht am Donnerstagabend noch geschäftiges Treiben. Es sind aber nicht Schüler, die dort werkeln, sondern Damen des Pflegeteams der Bethesda mobilen Pflege. Sie kommen einmal pro Woche nach Babenhausen, um sich im Kochen fortzubilden.

Das Team versorgt Pflegebedürftige in den Seniorenwohngemeinschaften in Schaafheim. „Unser Konzept ist das der ganzheitlichen Pflege. Die Mitarbeiter pflegen, sorgen für Abwechslung und kochen eben auch für die WG-Mitglieder“, erklärt Koordinatorin Stefanie Rudolph. Dabei sei aufgefallen, dass es beim Kochen für die Senioren hake.
„Das Würzen, die Vorbereitungen zur richtigen Zeit und das Kochen mit frischen Zutaten war oft ein Problem“, sagt Pflegekraft Patrizia Breci. Die gelernte Köchin hat die Leitung des Kochkurses übernommen. Sie beobachtet, korrigiert und zeigt geduldig, worauf es beim Zubereiten einer schmackhaften Mahlzeit ankommt.
Auf der Speisekarte steht dieses Mal gebratene Lende mit Champignonsauce, Semmelknödel und Salat. „Senioren lieben die gute, alte Hausmannskost“, weiß Stefanie Rudolph. Deshalb stehen auf der Agenda des Kochkurses auch nur solche Gerichte.
„Ältere Menschen essen nicht mehr so viel, deshalb kann die Lende in dünnere Scheiben geschnitten werden, wird dafür aber auch nicht so lange angebraten“, lehrt Breci die Teilnehmerinnen, die das Fleisch vor– und zubereiten. Eine gute Würze sei ausdrücklich erwünscht. Schließlich haben die Hausfrauen früher eher mehr als weniger gewürzt.
Auf der anderen Seite der Küchenzeile knetet Manuela Murken die Semmelknödelmasse. „Wenn man Hand in Hand arbeitet, kann man auch leicht auf Fertigknödel verzichten“, meint Breci. Während der Spätdienst die Knödelmasse ansetzen und über Nacht in den Kühlschrank stellen könne, müsse der Frühdienst am nächsten Tag nur noch die Knödel formen und kochen.
Voraussetzung für die Zubereitung von frischen Mahlzeiten ist Teamgeist, weiß die ehemalige Köchin. „Und der ist durch den Kochkurs definitiv gewachsen“, ergänzt Koordinatorin Sabine Gams. Während des Kurses werde sozusagen „an einem Strang gezogen“. Es werde viel gelacht, gelernt und schließlich auch gemeinsam gegessen. „Das schweißt zusammen“, sagt Rudolph. Sogar privat treffen sich die Kursteilnehmer mittlerweile.
Jedes Gericht, meistens mit Dessert, wird immer zwei Wochen hintereinander im Kurs zubereitet. Wegen des Schichtdienstes besteht so die Möglichkeit, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter die Gelegenheit hat, das gleiche Gericht zu erlernen.
So ganz nebenbei lernen die Kochschüler Schneidetechniken und Gemüsearten kennen. Die Rezepte werden aufgeschrieben und wandern in einen Kochbuchordner in den Wohngemeinschaften.
Die Semmelknödel garen mittlerweile im Wasser, die Lendenstücke ziehen in einem Teil der Champignonsauce im Ofen, sodass sie am Ende butterzart sind. Der Salat muss noch zubereitet werden. „Salat muss ziemlich klein geschnitten werden. Das können Senioren besser kauen“, sagt Stefanie Rudolph. Das Abschmecken der Salatsauce wird noch einmal herausfordernd. Eine Teilnehmerin findet sie genau richtig, die andere eher zu süß. „Geschmäcker sind eben verschieden“, lacht Patrizia Breci. „Am Ende muss es sowieso nur den Senioren schmecken. Sie sollen sich wohlfühlen.“

Hintergrund – Ganzheitliche Pflege:
Bei der ganzheitlichen Pflege geht es darum, den Menschen als ganzen Menschen zu sehen und nicht nur seine Krankheit oder seine Einschränkungen. Bei der ganzheitlichen Pflege sollen Körper, Geist und Seele des zu pflegenden Menschen als eine Einheit betrachtet werden. Es gilt also, die physischen, psychischen und sozialen Bedürfnisse des Patienten zu ermitteln und diese als eine Grundlage zur Pflege und zum Umgang zu nutzen. Bei der ganzheitlichen Pflege wird besonderen Wert darauf gelegt, die Würde des Patienten und sein Recht auf Selbstbestimmung zu erhalten.

nda

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