Zum 50jährigen Jubiläum gedenkt der Angelsportverein Langstadt in diesem Jahr seinen Gründungsmitgliedern: Wie ein Idyll entstand

Im Jahr 1969 formierte sich aus zehn Langstädter Petrijüngern, allen voran Initiator Helmut Greiner, der damals bei der US-Armee in Babenhausen als Einkäufer für Instandhaltungsmaterial  für die Kaserne beschäftigt war. Nachdem der damalige Bürgermeister Christian Sauerwein dem frisch gegründeten Verein unbürokratisch ein geeignetes Grundstück im Zimmerswinkel an einem Bachlauf zur Verfügung gestellt hatte, kam die Frage nach Organisation  und Durchführung eines Teichaushubs auf dem neuen Vereinsgelände.

Durch die guten Beziehungen des neu gewählten 1. Vorsitzenden Helmut Greiner, zur US-Armee, konnte schließlich nach geschickten Verhandlungen von den Pioniereinheiten Darmstadt und Gießen schweres Gerät bestellt werden. Unter dem Vorwand, man bräuchte Erde für das Munitionsdepot in Münster, forderte die Babenhäuser Kaserne zwei 36-Tonner-Planierraupen, drei Radlader und ca. 30 LKW`s an, die auch zügig bereit gestellt wurden. So konnte bereits im Winter 1969 mit den Erdarbeiten begonnen werden. Zu einer jähen Unterbrechung des Aushubs kam es bereits am ersten Tag (des Einsatzes), als eine Raupe im feuchten Grund einsank und steckenblieb. Über mehr als zwei Wochen wurde mit allen möglichen Tricks vergeblich versucht, das schwere Gerät aus dem sumpfigen Erdreich zu ziehen. Für die Langstädter Bevölkerung entwickelten sich die Befreiungsversuche zu einem immer größeren Spektakel. Täglich verfolgten viele Schaulustige die Aktivitäten auf dem Teichgelände. In der 3. Woche fuhr ein Tieflader mit US- Militärpolizeieskorte an, der einen schweren Bergepanzer aus der Kaserne Gießen brachte. Nach vergeblichen Versuchen wurde zwei Tage später ein zweiter Bergepanzer angefahren. Selbst  mit zwei Panzern als Zugmaschinen war es den Amerikanern nicht möglich, die 36 Tonner-Raupe aus dem Sumpf zu bringen. Nach insgesamt zwei Wochen und mehreren gerissenen Stahlseilen gaben die Amerikaner auf. Sie hofften auf trockenes Wetter, um die Raupe bergen zu können. Das wäre für Helmut Greiner zu langwierig gewesen! Er organisierte über den ortsansässigen Förster einen mächtigen Baumstamm, den er mit Hilfe eines Radladers quer vor die Raupe schaffte und mit zwei großgliedrigen Ketten an den Antriebsketten einhakte. Mit voller Motorkraft zog er den Baumstamm unter die Raupe, wobei diese sich fast um 45 Grad hob und dann auf festen Boden kippte. Die zahlreichen Langstädter Schaulustigen jubelten und klatschten lange Beifall! So konnten die Erdarbeiten weitergehen. Es wurde gebaggert, LKW`s beladen und die Erde nach Münster in den Muna-Wald gefahren und dort verstreut. Wenn die Amerikaner am frühen Nachmittag Feierabend machten, setzte sich Helmut Greiner auf die Planierraupe und machte die Feinarbeiten. Fast täglich trat die Langstädter Feuerwehr an und spritzte die durch die Erd-Transporte stark verschmutzte Hauptstraße sauber. Nach einigen Tagen wurden die Aushubarbeiten erneut – aber nur kurz – unterbrochen, als von der Baubehörde mündlich ein Bauverbot ausgesprochen wurde. Da jedoch nichts Schriftliches vorlag, ignorierte man den Baustopp und machte auf Geheiß von Helmut Greiner weiter. Einige Tage später kam das schriftliche Bauverbot – doch zu spät, der Teich war ausgehoben. Von den Amerikanern beschaffte Helmut Greiner einen Bürocontainer und Tische mit Stühlen, die von Gießen mit einem Tieflader zum Teichgelände transportiert wurden. So hatten die Langstädter Angler ein Vereinsheim, das in dieser Form bis 1997 genutzt wurde. Bezahlen musste der Verein weder für die Erdarbeiten, „Vereinsheim“ noch für Mobiliar. Sämtliche Ideen  und die kostenfreie Organisation durch die Amerikaner sind allein dem Gründungsinitiator Helmut Greiner zu verdanken. Im Jahre 1970 war der Teich fertig, die Mitglieder ebneten und bepflanzten die Teichanlage, anschließend wurden die ersten Fische eingesetzt.
Zur Einweihungsfeier am 04. August 1971 erschien der Landrat des Kreises Dieburg persönlich und überreichte trotz übergangenen Bauverbots  eine Geldspende. Weiterhin zeigten alle Langstädter Vereine , der Bürgermeister Christian Sauerwein und Friseur Werner Eckert Ihre Unterstützung mit finanziellen Zuwendungen. Die alten Langstädter erinnern sich noch an das dramatische Schauspiel des Teichaushubs, den jüngeren Mitgliedern des Vereins ist die abenteuerliche Entstehungsgeschichte gar nicht bekannt.      hgr

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