Historischer Rückblick – die Kaserne Babenhausen

Von der feierlichen Grundsteinlegung der Babenhäuser Kaserne, am 3. Juli 1900 (siehe Bild oben), bis zum Einzug der „61er“ am 1. Oktober 1901 vergingen nur etwa fünfzehn Monate Bauzeit.

Das 1. Großherzogliche Reiter-Regiment, die Roten Dragoner, waren von 1869 im Babenhäuser Schloss und im Altdörfer Hof in Babenhausen kaserniert. Die Stadt erlebte durch die Garnison einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Ab 1891 war Babenhausen keine Garnisonsstadt mehr und spürte das Fehlen der Soldaten, vor allem im wirtschaftlichen Bereich.

Es wurden daher viele Hebel in Bewegung gesetzt um wieder Militär in Babenhausen zu beherbergen. Stadtrechner Altvater und Kaufmann Friedrich Fuhr waren es, die im Auftrag der Stadt Babenhausen zu Kriegsminister von Gossler nach Berlin fuhren und sich dort persönlich dafür einsetzten, eine Garnisonsgenehmigung für Babenhausen zu erhalten. Am 11. Februar 1899 war es endlich soweit – der Kriegsminister in Berlin hatte sich bei der Budgetkommission im Reichstag für Babenhausen als Garnisonsstadt verwendet.
An der Straße nach Aschaffenburg wurde ein Gelände von etwa vier Hektar angekauft und dahinter (Richtung Schaafheimer Chaussee) nochmals etwa achtzig Hektar. Die Kosten für die zu erstellende Kaserne wurden zunächst auf etwa 500.000 Mark geschätzt. Am 29. Mai 1900 wurde das Bauvorhaben vergeben. Architekt Ludwig Becker zeichnete für das Gesamt-Bauvorhaben verantwortlich, welches am 18. Juni 1900 als Bauplatz übergeben wurde.
Zu diesem Zeitpunkt herrschte beim Stadtvorstand schon Klarheit, dass die Kosten der neuen Kasernenanlage und dessen Umfeld -mit mehr als zwanzig Gebäuden und einem Wasserturm- bis zu  einer Millionen Mark verschlingen würde. Nach reiflichen Beratungen entschloss man sich zur Ausgabe von „Anleihescheinen“. Am 28. Juni 1900 wurde eine Anleihe der Stadt Babenhausen in Höhe von einer Millionen Mark aufgelegt. Für die Sicherheit dieser Anleihe haftete die Stadt Babenhausen mit ihrem „gegenwärtigen und zukünftigen Vermögen“, wobei der städtische Wald hierbei den Schwerpunkt bildete.
Am 3. Juli 1900, nachmittags um drei Uhr, fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Auf dem Baugelände ging es bereits lebhaft zu, etwa achtzig Maurer waren beschäftigt und die Grabungen für die Fundamente waren bereits fertig. Die Baumaterialien wurden auf einem neu verlegtem Gleis, welches vom Bahnhof direkt auf den Bauplatz führte, befördert. Es ist vermerkt, dass Ende Juli 240 Arbeiter beschäftigt sind, darunter viele italienische Gastarbeiter, die in Privatquartieren in Babenhausen untergebracht wurden.
Am 20. November 1900 ist die „Stadtanleihe“ vollständig vergriffen. Das Bauvorhaben nahm einen zügigen Verlauf, alle Termine wurden fristgerecht eingehalten und erfüllt. Von Seiten der Babenhäuser Bevölkerung beobachte man die Entwicklung sehr genau. Einige begüterte Familien planten für den erwartenden Wohnraumbedarf den Neubau von größeren und moderneren Häusern, in denen 4- und 5-Zimmer Wohnungen, mit Etagen-Toiletten, für Offiziere mit Familien angeboten werden konnten. So entstand der Bismarckplatz, ein Teil der Bahnhofstraße (heute Platanenallee) und diverse Häuser an der alten Aschaffenburger Straße.
An Ostern 1901 wanderten hunderte von Menschen zum neuen Kasernen-Platz, und alle sollen begeistert gewesen sein von der großartigen Anlage (Anzeiger für Babenhausen und Umgegend vom 9. April 1901). Im September 1901 wurden sämtliche Kasernenbauten termingerecht fertiggestellt. Die letzten „Feinheiten“ für den Einzug der II. Abteilung des Feld-Artilleerie-Regimentes Nr. 61 wurden vorgenommen. Babenhausen rüstete sich für den 1. Oktober 1901, dann war Babenhausen wieder eine Garnisonsstadt.    hz

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