Erstmals werden Küsterinnen und Küster in einem Crash-Kurs geschult:

Küsterinnen und Küster sind die guten Geister der Gotteshäuser. Sie schließen die Kirchen auf und zu, halten sie sauber und bereiten die Gottesdienste vor. Auf Einladung des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald gab es kürzlich erstmals einen Crash-Kurs in Klein-Umstadt.

Sebastian Fröhlich ist der Exot in der Runde, denn er ist der einzige Mann. Seit 1999 ist er zusätzlich zu seiner eigentlichen Arbeit Küster der Messeler Kirche – zusammen mit seiner Frau. Das Küsteramt im Nebenjob: kein Einzelfall. Gabriele Seitner zum Beispiel, seit dreieinhalb Jahren Küsterin in Altheim, ist im Hauptberuf Zahnarzthelferin. Die Dieburger Küsterin Julia Schewelew hat eine Vollzeitstelle als Erzieherin. Lena Beckenhaub, mit 17 Jahren die Jüngste im Bunde, vertritt seit Januar die Klein-Umstädter Küsterin, die schwanger ist. Sie hat diesen Monat mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr begonnen. Ingrid Jakob aus Mosbach übt das Amt mit ihrem Mann aus. Sie genieße es, sonntags mit ihm zusammen den Gottesdienst zu erleben, erzählt sie. Manchmal passiere auch Lustiges: Nach einem Trauerfall seien viele Menschen in der Kirche gewesen. In der Reihe vor ihr habe eine Frau gesessen, so Ingrid Jakob, und habe eine Tasche auf dem Schoß gehalten. Als die Hälfte des Gottesdienstes vorüber gewesen sei, habe sich plötzlich aus der Tasche ein kleiner Hundekopf emporgereckt. Komprimierte Form der Weiterbildung. Oft haben die Küsterinnen und Küster Stellen mit einem geringen Stundenumfang. Fortbildungen sind freiwillig und werden nicht als Arbeitszeit gerechnet. Die regulären Küsterkurse jedoch dauern vier volle Tage. Mit der Intention, eine komprimierte Fortbildung für diejenigen mit geringem Stellenumfang womöglich dauerhaft zu etablieren, gab es kürzlich erstmals in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) einen anderthalbtägigen Crash-Kurs. „In der Art und Weise haben wir es noch nie gemacht – ihr seid auch ein bisschen meine Versuchskaninchen“, sagt Referent Volker Seip, selbst Vollzeit-Küster in der Bergkirche in Wiesbaden und Vorstandsmitglied im Küsterbund der EKHN zu Beginn. Dekan Joachim Meyer begrüßte die 13 Küsterinnen und den einen Küster und berichtete, dass er selbst während seines Studiums in Bethel mal als Küster tätig gewesen sei. Im Winter sei ihm dabei manchmal der dort übliche alkoholfreie Abendmahlswein eingefroren. Aufgrund seiner eigenen Küstererfahrungen schätze er das Küsteramt außerordentlich.„Kollegialer Austausch ist wichtig“ In dem Crash-Kurs ging es um ganz Konkretes: vor allem um die Gestaltung des Gottesdienstes, um arbeitsrechtliche Fragen, um Urlaub und Vertretung, das Kirchenjahr und seine liturgischen Farben, aber auch um Erste Hilfe und Arbeitssicherheit. Wie reagieren, wenn im Gottesdienst jemand umkippt? Um die Herz-Lungen-Wiederbelebung zu üben, hatte Volker Seip sogar eine Puppe im Gepäck. Vor Ort sei der Küster Einzelkämpfer, sagt Seip, „aber kollegialer Austausch ist so wichtig.“ Die Rückmeldungen der Teilnehmenden auf den Crash-Kurs waren durch die Bank positiv. Jetzt wird geprüft, ob er dauerhaft eingerichtet wird. (S.Rummel)

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