Seit 35 Jahren „Patienten” retten: Orthopädie-Schuhmacher Robert Merx bereichert das Handwerk

In der Werkstatt riecht es angenehm nach Leder und auf den Tischen liegen Beiß- und Zwickzange, Nagelheber, Hammer und Messer. Robert Merx hatte sie schon alle: Die mit Absatz und ohne, kleine Feine und große Grobe, Teure und Billige.

Aber eine Tatsache steht für ihn nach 48 Jahren Berufserfahrung fest: „Die Qualität lässt immer mehr nach.“

Damit meint der 63-Jährige die Qualität von Schuhen. Merx ist Orthopädie-Schuhmacher und Schuhmachermeister und seit 35 Jahren „der Schuhmacher“ in Babenhausen, den jeder kennt und zu dem jeder kommt, weil er Qualität liefert, die den heutigen Schuhen wohl weitgehend fehlen. „Das Obermaterial wird immer minderwertiger. Außerdem werden die Schuhe in Asien gefertigt. Gute Schuhe gibt es aber immer noch in speziellen Fachgeschäften. Der Schuh darf einfach nichts mehr kosten“, beklagt Merx. Das macht sich auch bei der Reparatur bemerkbar. Früher gab es entweder Sohlen aus Leder oder aus Gummi. „Heute gibt es mehrere Sohlenmaterialien, dass auch der gute Schuhmacherkleber schlichtweg versagt oder der Schuh überhaupt nicht mehr repariert werden kann.“ Auf den ersten Blick erkennt der Schuhmacher die Qualität und sagt den Kunden, ob sich eine Reparatur lohnt oder nicht.

Robert Merx ist ein Handwerker der guten alten Schule und bevorzugt Schuhe aus Vollleder. „Am besten ist der Schuh durchgenäht. Das heißt: Der Schaft ist an die Sohle genäht. Aber die geklebten Schuhe von heute sind auch gut“, gibt der Schuhmacher aus Leidenschaft zu. Seit 35 Jahren verbringt Merx mit der Familie im gleichen Hotel in Italien von Beruf wegen und zur Erholung seinen Urlaub. „Im Hotel hat sich herumgesprochen, dass ich Schuhmacher bin. Seit Jahren habe ich deshalb auch Kunden dort.“

Auf großem Fuß lebt der Babenhäuser nicht. Auf rund 50 Quadratmetern Werkstattraum stehen an größerem Gerät eine Bandschleifmaschine, eine Presse, eine Polier und Nähmaschine. „Die Maschinen sind schon alt. Aber die Neuen haben auch keine andere Funktion“, weiß er.

Als Orthopädie-Schuhmacher lernt Robert Merx in den 1960er Jahren, Maßschuhe anzufertigen. „Der Beruf des klassischen Schuhmachers ist mittlerweile ein aussterbender Beruf. Da lernt man nur Schuhe zu reparieren“, erklärt der 63-Jährige. Das Wort Orthopädie vor dem Schuhmacher stehe für die Herstellung von speziellen Maßschuhen. „Spezielle Füße brauchen eben spezielles Schuhwerk, das es im Schuhgeschäft nicht zu kaufen gibt.“ Diese Fachrichtung hat sich in zwei Jahrzehnten zum Hauptgeschäft für Robert Merx entwickelt. Weit über 500 Orthopädie-Kunden bedient er mit Maß-Schuheinlagen. Normales Schuhwerk funktioniert er zum Spezialschuh um.

Oft steht die Bürokratie der eigentlichen Arbeit am Schuh im Weg. „Rezepte sind den Krankenkassen oft nicht ausführlich genug“, stellt der Handwerksmeister fest. Die Kassen machen es den Orthopädie-Schuhmachern immer schwerer. Ohne ständig zertifizierte Weiterbildungen verlieren sie die Zulassung. Seit einem halben Jahr verlangen sie obendrein das Sammeln von Weiterbildungspunkten. Nur so bleibt die Zulassung aktuell. „Neues lerne ich bei den Fortbildungen schon lange nicht mehr. Es kostet nur Zeit, die ich im Geschäft verbringen könnte, und Geld für Benzin und Hotel“, kritisiert Robert Merx.

Familie Merx ist seit drei Generationen im Schuhverkauf und der Schuhreparatur tätig. Bruder Thomas lernte den Beruf des Schuhmachers. Bruder Hans betreibt seit zehn Jahren ein Schuhgeschäft in der Babenhäuser Bummelgasse. Der Großvater verkaufte handgefertigte Schuhe in Frankfurt, Vater Helmut eröffnete in Stockstadt ein Schuhhaus, das seine über 80-jährige Frau Helma nach seinem Tod bis heute führt. Die Berufswahl war für Robert Merx also von Haus aus vorgegeben. Durch einen Lederhändler nahm er 1978 Kontakt zu Heinrich Blümler auf, der sich als einziger von acht Babenhäuser Schuhmachern in die 1970er Jahre gerettet hat. Damals wollte er seine Schuhmacherei an einen Nachfolger abgeben. Mit dem alten Blümler, der von seinem Handwerk nicht lassen konnte und noch kräftig aushalf, setzte der Stockstädter die Geschäfte fort, eröffnete 1985 eine Filiale in Seligenstadt, die sich irgendwann nicht mehr lohnte. Der 63-Jährige hat bis heute Annahmestellen in Stockstadt und Babenhausen. Über die mobile Wäscheinsel kommen Schuhe zur Reparatur aus dem Landkreis Miltenberg zu ihm.

Kunden schätzen die Fachkunde und Ehrlichkeit des Schuhmachermeisters. „Ich habe hier einen Patienten. Was können wir denn machen?“, fragt ein Kunde fast traurig und legt seine Schuhe auf den Ladentisch. „Viele hängen an einem Paar Schuhe und lassen sie immer wieder reparieren. Besonders Männer achten vermehrt auf gute Schuhqualität und haben dafür länger davon“, sagt der Handwerker. Nach Möglichkeit versucht er, alle „Patienten“ zu versorgen. „Wir lassen auch alte Schlappen wieder reparieren. Wir sind froh, dass es Merx Schuh-Service gibt“, konstatiert Kundin Ursula Oechsler aus Sickenhofen.

Unverzichtbar im Geschäft ist Gabriele Merx. Sie ist vor allem im Büro tätig. Die Ehefrau von Robert Merx ist das kreative Haupt und hat schon so manchem Schuh, aber auch Lederhosen und Taschen mit der Nähmaschine oder Ahle wieder zum Einsatz verholfen.

Sorgen macht sich Robert Merx um seine Zukunft nicht. „So schnell möchte ich meinen Beruf nicht an den Nagel hängen!” Seit 2012 sind wir auch präqualifiziert für die Bereiche Orthopädische Maßeinlagen und Schuhzurichtungen. Wir sind Mitglied der Schuhmacherinnung Aschaffenburg-Untermain, im Landesinnungsverband Bayern München und in der Orthopädie-Schuh- Technik IGOSTec. Unser Motto: Mit unseren Einlagen sind Sie laufend die Nummer 1.” Seit 2012 sind wir auch präqualifiziert für die Bereiche Orthopädische Maßeinlagen und Schuhzurichtungen. Wir sind Mitglied der Schuhmacherinnung Aschaffenburg-Untermain, im Landesinnungsverband Bayern München und in der Orthopädie-Schuh-Technik IGOSTec. Unser Motto: Mit unseren Einlagen sind Sie laufend die Nummer 1.  nda

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