Portrait: Hans Wald – 44 Jahre in der Kommunalpolitik

Hans Wald hat nach Jahrzehnten in der Babenhäuser Kommunalpolitik nun mehr Zeit für seinen Garten.

Sechs Bürgermeister hat Hans Wald in seiner 44 Jahre währenden Zeit als Kommunalpolitiker erlebt. Genauer: Fünf Bürgermeister und eine Bürgermeisterin. „Obwohl sie teils sehr unterschiedlich waren, konnte ich mit jedem Rathauschef gut zusammenarbeiten“, sagt der 75-Jährige. „Ein gutes, harmonisches Miteinander ist mir in allen Lebenslagen wichtig. In der Politik auf Gemeindeebene ist es unbedingt erforderlich, weil sonst eine Blockade entsteht, die schlimmstenfalls zum Stillstand führt.“

Nach 13 Jahren als Stadtverordneter und Ortsbeitratsmitglied im Stadtteil Langstadt wurde Hans Wald 1985 erstmals in den Babenhäuser Magistrat gewählt. Dort wirkte er 31 Jahre lang. „Im Magistrat herrscht ein milderes Klima als in der Stadtverordnetenversammlung“, sagt er. „Da die Sitzungen nicht öffentlich sind, hat niemand das Bedürfnis nach einer Art Schaulaufen, will niemand seine Meinung publikumswirksam darstellen.“ Daher sei die Zusammenarbeit sachlicher und weniger von parteipolitischen Animositäten geprägt.
Gern hätte er sich weitere fünf Jahre im Magistrat der Stadt engagiert. Doch Unstimmigkeiten zwischen den Ortsbezirken und dem Stadtverband der Babenhäuser SPD führten dazu, dass er seine Kandidatur für die Kommunalwahl zurückzog. Ihm habe das „klare und offene Wort“ zwischen den Genossen gefehlt. Seit 1967 ist Hans Wald SPD-Mitglied und will es auch bleiben. „Meine Zeit als Kommunalpolitiker in Babenhausen ist aber nun beendet.“ Leichtgefallen sei ihm der Rückzug nicht, obgleich sich der Umgang der Akteure in den politischen Gremien verändert habe, der Ton rauer geworden sei. Dies sei kaum verwunderlich, da auch der Druck auf die Kommunen zugenommen habe. Von der Kleinkindbetreuung bis zur Flüchtlingsunterbringung seien von den Städten und Gemeinden immer mehr Aufgaben zu leisten, während zugleich die finanziellen Mittel fehlten.
„Das liegt nicht daran, dass wir in der Vergangenheit verschwenderisch waren“, ist Hans Wald überzeugt. „In den vergangenen Jahren musste an vielen Stellen investiert werden.“ Allein für seinen Stadtteil zählt Hans Wald knapp ein Dutzend Maßnahmen auf vom Neubau der Markwaldhalle über die Sanierung des Breuberger Wegs bis zum Umbau des Kindergartens und dem Bau des Radwegs Richtung Kleestadt. All dies seien sinnvolle und notwendige Investitionen gewesen, die aber auch gegenfinanziert werden müssten.
„Dazu müssen die Stadtverordneten die Beschlüsse fassen, die der Magistrat mit dem Bürgermeister umzusetzen hat“, sagt Wald. Umgekehrt müsse der Magistrat die jährlichen Etats einbringen, die vom Parlament verabschiedet werden. Oder auch nicht. Dass die Kommunalaufsicht dem ursprünglichen Haushaltsentwurf, trotz einer Grundsteueranhebung um 100 Hebesatzpunkte, keine Genehmigung erteilte, später das Parlament den Etat mit einer Anhebung der Grundsteuer um 250 Punkte nicht zustimmte, beobachte er mit Sorge.
„Wenn eine Kommune, so wie Babenhausen, unter vorläufiger Haushaltsführung steht, leiden alle darunter. Ganz besonders die Vereine und alle, die keine freiwilligen Leistungen mehr erhalten. Jede Ausgabe, die nicht zwingend notwendig ist, muss erst von höherer Stelle genehmigt werden. Das bedeutet im Grunde die Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung“, sagt Hans Wald.
Gerade in schwierigen Zeiten sei es wichtig, sich zu engagieren – sowohl politisch als auch bürgerschaftlich. Eine Kommune aus dem Tief herauszuholen, funktioniere nur gemeinsam. Im Grunde sei es dem Sport ähnlich. „Eine Mannschaft kommt auch nur ans Ziel, wenn die einzelnen Akteure gemeinsam daran arbeiten“, findet der leidenschaftliche Fan von Eintracht Frankfurt.
„Dass ich nach 44 Jahren mein kommunalpolitisches Engagement eingestellt habe, bedauerten auch viele politisch anders Denkende. Das hat mir gezeigt, dass meine Versuche, vermittelnd und ausgleichend zu wirken, wahrgenommen wurden und man mich nicht als politischen Gegner betrachtet hat.“     
mel

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