Windel und Schnuller an Bord

Bei einem gemeinsamen Studientag in Reinheim lernen Notfallseelsorge und Rettungskräfte voneinander

Rettungskräfte und Notfallseelsorge machten bei einem Studientag gemeinsame Sache. Dabei war auch ein Betreuungszug zu sehen, mit dem Unverletzte bei Großschadenslagen betreut und versorgt werden können.

Ein ungewöhnlicher Anblick: Große und kleine Fahrzeuge des Deutschen Roten Kreuzes und der Johanniter-Unfallhilfe stehen vor dem Martin-Luther-Haus in Reinheim. Bei einem Studientag machen Notfallseelsorge und Rettungskräfte gemeinsame Sache.

Jeder Landkreis in Hessen hat zwei Betreuungszüge. Deren Aufgabe sei es, unverletzte Menschen bei Großschadenslagen zu versorgen, erläutert Kai Wittur, Zugführer der zweiten Betreuungszuges Darmstadt-Dieburg. Das könne zum Beispiel nach einem Großbrand oder bei einem Hochwasser sein.
Drei Kleinbusse und zwei Lastzüge – einer für die Technik, einer für die Betreuung – sowie ein Anhänger, in dem die Feldküche verpackt ist, gehören zum Betreuungszug. Wie Betreuungszüge ausgestattet sind und was deren Aufgabe ist, erläuterten Wittur und seine Kolleginnen und Kollegen  beim Studientag in Reinheim, zu dem kürzlich etwa 40 Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger aus den Landkreisen Darmstadt-Dieburg, Bergstraße, Odenwald und der Stadt Darmstadt zusammenkamen.

Ein sicherer Ort ist wichtig für die Seele

Sie wollten die Zusammenarbeit und Vernetzung der Arbeit durch den gegenseitigen Austausch fördern, sagt Heiko Ruff-Kapraun, Leiter der Notfallseelsorge Darmstadt/Darmstadt-Dieburg, die bei dem Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald angesiedelt ist. Selbst das Mittagessen wird in der Zeltküche gekocht. „Ich finde das mal richtig gut, einander kennenzulernen, damit der eine weiß, was der andere macht und umgekehrt“, sagt Wittur. Brigitte Lehr, Notfallseelsorgerin aus Modautal, sieht es ähnlich: Die Zusammenarbeit sei eine absolute Bereicherung, sagt sie. Es sei hilfreich zu erfahren, auf welche Hilfsmittel man im Notfall zurückgreifen könne – etwa dass ein Betreuungszug Windel und Schnuller an Bord habe.
Die Rettungskräfte versorgten die Grundbedürfnisse und ermöglichten so die Arbeit der Notfallseelsorge, sagt Heiko Ruff-Kapraun. „Ein guter und sicherer Ort ist die Voraussetzung dafür, dass die Seele hinterher kommt.“
Wie kommt es, dass sich manche Menschen nach einem Tiefschlag besser erholen als andere oder aus Krisen sogar gestärkt hervor gehen? Das Zauberwort heißt: Resilienz. Ein Begriff, der sich vom  Lateinischen „resilire“ ableitet, was so viel wie „zurückspringen“ heißt, und der Materialkunde  entstammt. Renata Kiworr-Ruppenthal, Pfarrerin und Klinikseelsorgerin an der Universitätsmedizin Mainz, wo auch das Deutsche Resilienz-Zentrum beheimatet ist, befasst sich in ihrem Vortrag am Nachmittag mit der Resilienz und deren Erforschung. Was ihr dabei jedoch fehle, seien Theologie und Religion. „Für mich ist es Religion, auch in dem Moment, in dem alles wegfällt, da zu sein“, sagt Kiworr-Ruppenthal.

(S.Rummel)

 

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