Beide Kahnbrüder sind in Sickenhofen geboren. Karl 1890, sein Bruder Leopold zwei Jahre später. Beide haben Frauen aus Lorsch geheiratet. Karl Kahn seine Paula, mit der er nur Mädchen hatte. Mit seiner Familie war er später nach Babenhausen übersiedelt und 1942 deportiert worden. Der Bruder Leopold Kahn, der 1924 Karla Mainzer in Lorsch heiratete, hatte fünf Söhne. Deswegen wurde er im Ort der „Buwe-Kahn“ genannt. Die Initiative, für die Familie Leopold Kahn Stolpersteine in Lorsch zu verlegen, ging von dem örtlichen Heimat- und Kulturverein aus.
Bereits 1933 hatte in Lorsch ein Greifer Trupp der SS alle männlichen Juden ins KZ-Osthofen gebracht. 1938 wurde Leopold Kahn verhaftet und in Buchenwald inhaftiert. Sofort nach seiner Entlassung kümmerte er sich um die Auswanderung, die ihm auch alsbald gelang. Zwei seiner Söhne, Ernst und Berthold, waren bereits in England. Mit den drei anderen Söhnen, Fritz, Heinz und Otto sowie seiner Frau Karola gelang die Flucht.
Vor dem Haus Nibelungenstraße 56 erinnern jetzt kleine Steine mit Messingplatten an die ehemaligen Bewohner. Zu der Feierstunde war auch Otto Kahn aus den USA gekommen. Er hatte als Vierjähriger miterleben müssen, wie sein Vater aus der Nibelungenstraße nach Buchenwald verschleppt wurde. In einem kurzen Redebeitrag sagte der in Kalifornien lebende, inzwischen pensionierte Herzspezialist: „Wir sind bereit zu vergeben, aber wir können nicht vergessen.“ Neben Otto Kahn waren zu dem feierlichen Akt über ein Dutzend Nachfahren von Leopold und Karola Kahn aus Übersee nach Südhessen angereist, unter ihnen auch Elaine Kahn mit ihrem Ehemann Rabbiner Lawrence Troster. Beide hatten im vergangenen Jahr bei einem Besuch in Babenhausen die Grabstätten ihrer Vorfahren auf den beiden jüdischen Friedhöfen in Sickenhofen und Babenhausen besucht. wi.
Sie befinden sich hier: Homepage › Babenhausen und Umgebung › Stolpersteine für den Sickenhöfer Leopold Kahn und seine Familie
Rubrik: Babenhausen und Umgebung
15.07.2015
„Vergeben, aber nicht vergessen”: Stolpersteine für den Sickenhöfer Leopold Kahn und seine Familie
Das könnte Sie auch interessieren
- „Wir mussten die einzige Heimat verlassen“
- Stolpersteine mahnen zu Respekt, Achtung und Wertschätzung
- Gedenken an die Familien Frank und Kahn
- Barbara Topolosky und ihre Wetzler-Vorfahren – Ortsrundgang und Friedhofsbesuch
- Barbara Topolosky und ihre Wetzler Vorfahren- Ortsrundgang und Friedhofsbesuch
Kommentare