Der Online-Gottesdienst will über das Internet nach Gott rufen, mit dem Ziel, dass die Gemeinde in der Kirche in Eppertshausen mit einer virtuellen Gemeinde ins Gespräch kommt und die beiden gemeinsam Gottesdienst feiern und über ein App miteinander kommunizieren. Das ist neu in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
„Tiefes Bedürfnis nach Spiritualität“
Die Idee dazu hatte der Dieburger Ralf Friedrich, der seine Doktorarbeit über virtuelle Kommunikation geschrieben hat und gerne Neues ausprobiert. Im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald ist er seit 2007 als Prädikant in verschiedenen Kirchengemeinden präsent. Seit knapp drei Jahren arbeitet er außerdem als ehrenamtlicher Notfallseelsorger. „Ich bin überzeugt davon, dass auch die Menschen in der heutigen Zeit ein tiefes Bedürfnis nach Spiritualität haben, sich aber vom normalen Gottesdienst abgeschreckt fühlen“, sagt Friedrich. Der Online-Gottesdienst aus Eppertshausen soll den Einstieg erleichtern. „Ich kann mir vorstellen, dass dadurch auch Leute motiviert werden, wieder in die Kirche zu gehen“, so Friedrich.
Mit „sublan.tv“ ist auf EKHN-Gebiet im April bereits ein neuartiger Gottesdienst auf Sendung gegangen. Dieser wird von einem Studio in Wetzlar aus ins Internet übertragen. Zuschauerinnen und Zuschauer können von ihrem Computer oder Mobiltelefon aus Fragen stellen oder Anregungen zur Predigt geben, die dann gleich umgesetzt werden. Auch Gebete werden prompt für alle zugänglich gemacht. Zudem können Kerzen digital entzündet werden. Bei Bedarf stehen Seelsorgerinnen und Seelsorger per Live-Chat zur Verfügung, die ebenfalls sofort reagieren können.
Medientechnik im Gottesdienstraum
In Eppertshausen spielt der Bildschirm, auf dem Fallschirmfilm zu sehen war, eine wesentliche Rolle für die Interaktion von virtueller und echter Gemeinde. Hier laufen die Kommentare „von draußen“ ein. Um den Online-Gottesdienst überhaupt zu ermöglichen, wurde der Gottesdienstraum umgebaut und unter Federführung von Tobias Reichert mit diverser Technik, zum Beispiel mit drei Kameras, Mikrofonen, Bildregie, Beleuchtung und Beamer ausgestattet. Neuland ist auch die enge Kooperation der Kirchengemeinde mit der Landrat-Gruber-Schule, dem beruflichen Schulzentrum in Dieburg. Die Schülerinnen und Schüler bedienen die Technik, zentraler Ansprechpartner ist Schulpfarrer Hubertus Naumann.
Beim Probe-Gottesdienst an diesem Abend trägt er ein Headset und steht mit Ko-Moderator René Grögor an einem Bistrotisch. Es geht um die Hoffnung. Für den Fallschirmspringer in dem Film am Anfang bedeutet Hoffnung, wieder heil auf dem Erdboden anzukommen. „Hoffnung ist für mich das Wort des Frühlings“, schreibt Tom, und sein Statement ist auf dem Bildschirm zu lesen. Die Predigt ist kurz, der Dialog mit der echten und der virtuellen Gemeinde nimmt sehr viel mehr Raum ein – zum Beispiel, indem die Statements eingebaut werden. Die Liturgie des Online-Gottesdienstes unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Gottesdiensten. Sie wird von Stefan Claaß, Professor für Gottesdienste am Theologischen Institut in Herborn und Sprecher des „Wortes zum Sonntag“, betreut. Auch Fürbitten können von außen kommen. Sebastian Strunk spielt immer wieder Stücke auf der Gitarre; in den „echten“ Gottesdiensten ab Januar soll noch eine Cajón (Kistentrommel) dazukommen, auch Sängerinnen und Sänger werden noch gesucht.
„Ich finde es sympathisch, dass es bei uns aus dem wahren Leben ist – aus der Kirche“, sagt die Eppertshäuserin Kornelia Schuler, die an diesem Abend zum Probe-Gottesdienst gekommen ist. „Ich habe schon die Hoffnung, dass es Menschen erreicht, die sonst nicht kommen oder nicht kommen können.“
Der erste echte 5015-Gottesdienst ist am Freitag, 13. Januar, 18 Uhr, in der Evangelischen Friedensgemeinde Eppertshausen. Der Stream und der Chat für die Interaktion zum Onlinegottesdienst wird an den Ausstrahlungstagen unter http://www.rufnachmir.de
erreichbar sein. Kontakt: Ralf Friedrich, Tel.: 0170/2973030, E-Mail: ralf.friedrich[at]coaching-dieburg[dot]de.
(S.Rummel)
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